[Interview] „The Disco Boys“ – Back in Braunschweig!

Ehrlich gesagt musste ich mir mehrfach die Augen reiben, als ich auf der Internetseite von „Szenebilder“ diese frohe Botschaft las. Mein kleines House-Herz sprang sofort im ZickZack, die ersten Tracks ballerten durch meine Venen direkt in meinen Kopf und ließen meine Gehirnzellen tanzen. Es ist soweit – Lange habe ich auf diesen Tag gewartet. Wer mich gut genug kennt, der weiß von meiner großen Begeisterung an der Housemusik. Und wer mich noch einen Tick besser kennt, der weiß auch, wer zu meinen favorisierenden DJ’s gehört.

Ladies and Gentlemen! Es ist soweit! Das DJ–DreamTeam Raphael und Gordon kommen zurück – Die Disco Boys sind zurück in Braunschweig!

Mit eigenen Hits wie „For You“, „Born To Be Alive“ oder “Love Tonight” bringen die beiden Hamburger die Clubs und die Musikcharts auf dem gesamten Globus zum Kochen. Ihre alljährliche MIX-CD gehört zu den populärsten deutschen Dance-Compilations und ist ein Muss für jeden House-Fan. Neben ihren unzähligen Clubauftritten drehten die beiden Hamburger ihre Schallplatten schon auf dem Deutschen Filmpreis, auf der Loveparade, der Nature One und vielen anderen Großveranstaltungen. In den letzten Jahren sorgten die Disco Boys, dessen Markenzeichen übrigens schrille Outfits im Partnerlook sind, unter anderem im braunschweiger Schwanensee oder im 42° Fieber für unvergessliche Partyerlebnisse. Am kommenden Samstag den 25. Juni 2011 gastieren sie nun in Braunschweig auf dem BTHC-Sportplatz der Sparkassen Open und werden mit ihren heißen Beats für einen phänomenalen Live-Act und eine garantiert bombastische Partynacht sorgen. Möge der Bürgerpark aus allen Nähten platzen!

Vorab waren die Jungs so freundlich für Roadeo ein paar Fragen zu beantworten.

Kev: Endlich seid ihr wieder zu Gast in der Löwenstadt. Euer letzter Auftritt im braunschweiger Nachtleben ist schon ein Weilchen her. Welche Eindrücke konntet ihr bereits von Braunschweig und dem Nachtleben dieser Stadt sammeln?

Gordon: In Braunschweig haben wir vor ein paar Jahren regelmäßig im Schwan gespielt. Das war stets sehr familiär, eng und heiß – so wie gute Parties sein sollen. Ein Freund von mir betreibt das Restaurant Zum Schwarzen Ritter – köstlich!

Kev: Ihr reist quer über den Globus und macht die Menschen mit euren Tracks und DJ-Künsten glücklich. Bleibt da überhaupt ein wenig Zeit für Familie und Hobbies übrig? Wie bekommt ihr das alles auf den Schirm?

Raphael: Wir sind ja in der glücklichen Lage, unser Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Weswegen ich seit längerem schon auf der Suche nach einem neuen Hobby bin. Das soziale Umfeld – also Freunde und Familie – leiden natürlich bei diesem Leben, in dem man sein Geld hauptsächlich an den Wochenenden verdient, wenn andere Leute Freizeit haben.

Kev: Wann dürfen wir mit der nächsten Mix-CD bzw. mit einem nächsten Track von Euch rechnen?

Gordon: Die nächste Single ist fertig, sie heißt „Hold The Line“, war bereits auf der Volume 11 zu hören und erscheint in Kürze mit fetten Remixen unter anderem von Jean Elan und Dohr & Mangold. Die nächste Mix CD ist für den Herbst anvisiert. Als nächstes kommen Remixe von uns für TV Rock und Roger Sanchez.

Kev: Abschließend meine letzte Frage: Was sind eure Zukunftspläne bzw. wo sehen wir euch in den nächsten Monaten/Jahren?

Raphael: Von uns aus kann das ganze Spektakel gerne noch ein paar Jahre weitergehen. Den Grundstein dafür haben wir mit dem Wechsel unserer Plattenfirma von Superstar zu WePlay gerade gelegt.

Vielen Dank an Raphael und Gordon für die Beantwortung meiner Fragen. Das Team von Roadeo wünscht Ihnen viel Erfolg, alles Gute für die Zukunft und natürlich auch eine Menge Spaß am kommenden Samstag!

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Sekunden einer Ewigkeit

Ich sitze auf dem Boden. Keine 3 Jahre alt – Bin nicht gut im Schätzen. Meine Augen funkeln wie übergroße Smaragde, als ich die rote Schleife meines Geschenks löse und mich ein gebrauchter, alter Teddy anstarrt. Trotz des fehlenden Auges und der am Rücken aufgeplatzten Nähte war er das schönste Geschenk von allen. Meine Mutter weint vor Glück, mein Vater begutachtet den leeren Boden seiner Schnapsflasche. Die Tür geht auf und da steht Sie – Meine Jugendliebe. Ihr rötliches Haar ist zu einem langen Zopf gebunden, ihre Sommersprossen tanzen im Schein der Sonne und ihr Lächeln lässt mich nur so dahin schmelzen. Ich nehme ihre Hand, gehe mit ihr gemeinsam durch die Tür und stehe in der Küche. Mein Vater sitzt am Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben, meine Mutter liegt auf dem Fußboden. Ihre Haut ist so weiß wie die Fliesen, auf denen sie sich befindet.

Der Lärm von Kirchenglocken lässt fast meinen Schädel zum Platzen bringen. Die Schmerzen in meinem Kopf lassen mich taumeln. Rückwärts falle ich durch den Flur und lande auf einem Stuhl. Meine Lehrerin beugt sich zu mir runter. Ihr großer Leberfleck neben der Nase wird größer und größer. Sie blickt mich hinter ihrer schmalen Brille an. Meine Wange brennt wie Feuer, die anderen Kinder lachen über meinen roten Händeabdruck in meinem Gesicht. Mir kommen die Tränen und ich stürze durch die Klassenzimmertür direkt ins Haus meiner Eltern. Der Gürtel meines Vaters schellt in der Stille der Nacht. In meiner Haut bilden sich tiefe, blutige Risse – Die Schmerzen sind unerträglich. Doch ich kann entkommen, fliehe durch seine Beine und sehe meine Freunde, die mir freudestrahlend zuwinken. Ich laufe direkt in ihre Arme, sie jubeln, trinken, feiern und ich schließe mich Ihnen an.

Ich weiß nicht wie, aber plötzlich stehe ich sturzbetrunken vor meinem Studentenzimmer. Ich öffne die Tür – Und da steht Sie. Meine Jugendliebe. Ihr rötliches Haar hat nun ein paar kleine Locken. Sie sieht in ihrem weißen Kleid wie ein wunderschöner Schneeengel aus. „Ja ich will!“ sagt sie mit lauter Stimme – Wir küssen uns und ich schließe die Augen. Das Kreischen eines Säuglings hallt durch den Raum und ich öffne sie wieder. Dieses kleine, zarte Wesen liegt in meinen Armen und nuckelt an meinem Daumen. Mir kommen die Tränen. Es ist der schönste Tag meines Lebens.

Ich lasse Frau und Kind zurück, gehe durch die Tür in mein Büro. Mein Chef spuckt Feuer und Galle, haut mehrmals mit seinen Fäusten auf meinen Schreibtisch, sodass Bilder und Aktenordner wackeln. Die Kündigung fliegt folgend durch den Briefkastenspalt meines Hauses direkt in meine Arme. Ich setze die Flasche an, der brennende Alkohol betäubt meine inneren Organe.

Ich sitze auf dem Sofa, meine Frau brüllt mir etwas an den Kopf, meine Tochter steht zitternd dahinter und weint. Ihr sonst so schön glänzendes rötliches Haar ist zerzaust und klebt an ihren Wangen, ihr rechtes Auge ist blau, ihre Nase blutrot. Das Quietschen der Reifen hört man auch noch in der Ferne.

Stille. Grelles weißes Licht. Der Film ist vorbei, das letzte Kapitel ist zu Ende. Sein Kopf rast mit einem donnernden Knall in den Nacken, ehe er mit einem dumpfen Geräusch auf dem Tisch aufschlägt. Raucht steigt aus der Mundhöhle empor, das Holz färbt sich rot, der Revolver gleitet aus seinen Fingern.

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Leselektüre mal anders…

Hummel. Gras. Wolken. Hummel. Zeitung. Blume. Hummel. Stock. Decke. Hummel … Nein meine lieben Freunde. Ich bin nicht geisteskrank geworden oder auf dem besten Wege dorthin. An diesem heutigen schönen Nachmittag nach Feierabend habe ich mir ein schattiges Plätzchen samt Decke und Buch im Park gesucht. Solange mir die Pollen noch keine geschwollenen Augen und zweiminütigen Dauernieser verschaffen, muss man diese Zeit einfach nutzen. Eine wirklich tolle Atmosphäre – Bis auf die Hummeln, welche sich wie tonnenschwere Kampfhubschrauber um meine Decke jagen – Für unsere Freunde der grenzenlosen Vorstellungskraft: Die Decke ist übrigens rot.

Eigentlich war mein Tagesziel ein paar Seiten in meinem Buch zu lesen, denn dazu bin ich die letzten Wochen einfach nicht gekommen. Nun gut, ich war ja auch in Amerika, hatte Lernstress und war sonst entweder von Faulheit oder Gerstensaft besessen. Aber ausgerechnet heute wollte meine Aufmerksamkeit einfach nicht den zahlreichen Wörten und Buchstaben vor meiner Nase gehören. Viel mehr interessierten mich die Menschen um mich herum, die man ansonsten entweder gar nicht oder wenn nur für einen winzigen Augenblick wahrnimmt.

Durch ein bisschen Theorie aus eigener Interesse konnte ich schon eine Menge über Körpersprache, Gestik, Mimik und dem allgemeinen Verhalten von Menschen lernen. Es ist erstaunlich, wie man durch einige simple Tricks Menschen um einem herum wie Bücher lesen kann. Nicht weit von mir entfernt sitzt eine junge Dame mit einem lässigen Typen auf der Parkbank. Beide unterhalten sich. Durch eine größere Lücke zwischen den beteiligten Personen erkennt man, dass sich beide noch nicht näher gekommen sind, jedoch ist die Körperhaltung der Frau bzw. ihre übereinander geschlagenen Beine in seine Richtung gerichtet. Das Spielen und Durchkämmen an den eigene Haaren zeigt, dass sie besonders an ihm interessiert ist, jedoch zu nervös um den ersten Schritt zu gehen. Der männliche Part hat ebenfalls seine Beine überschlagen und zupft wie ein Irrer an seinen Schnürsenkeln herum, während sein Blick starr zu Boden geht – Sind wir etwa nervös? Wovor hast du Angst!? Schnapp sie Dir!!

Links neben mir hat sich vor einer knappen Viertelstunde ein kleines Grüppchen Jugendlicher hingepflanzt. Alle fünf trinken Pussybrause aus einer Bierflasche und erzählen sich irgendwelche stumpfen Witze. Höhö ich liebe stumpfe Witze! Apropro: Was ist braun, knusprig und hüpft durch den Wald? – Brotkäppchen! 😀 Okay, back to Topic! Ein Mädel mit kurzen schwarzen Haare zieht genüsslich an ihrer Zigarette, während sie ihr Sitzpartner dabei ständig wie ein Geier auf Beutezug beobachtet. Verliebt? Wohl eher in den Genuss ihrer wohltuenden Züge am Glimmstängel, denn sonst würde der krankhaft beobachtende Ex-Raucher nicht ständig einen dünnen Zweig durch seine Finger gleiten lassen und ab und zu daran rumkauen wie ein hilfloses panisches Äffchen. Zu dem nächsten Gruppenmitglied, der sich mit den Fingern durch die Zehlücken fährt und kurze Zeit später unbemerkt daran riecht, möchte ich jetzt nicht unbedingt ein Wort verlieren.

Es macht eine Menge Spaß, Menschen anhand von äußeren Erscheinungen versuchen zu deuten. Oftmals nimmt man diverse Handlungen des Gegenübers gar nicht richtig wahr und übersieht dabei aufschlüsselnde und richtungsweisende Merkmale und Signale. Weswegen verschrenkt mein Kumpel auf einmal die Arme, während ich vom Ausstieg aus der Atomkraft erzähle? Warum reibt sich mein Kollege bei einem Vortrag vor gesammelter Mannschaft ständig die Nase?? Warum zum Teufel kaut mein Date ständig auf dessen Lippen herum??? Es ist faszinierend! 🙂

Aus dem Augenwinkel heraus bemerke ich, wie die junge Lady ihren zarten Burschen regelrecht verschlingt, während links von mir plötzlich zweimal eine kleine Rauchwolke in die Luft steigt. Ich lege mich auf den Rücken, als plötzlich eine fette Hummel auf meinem Bauch landet. Wir blicken uns tief in die Augen, doch ich hab kein Plan, was sie von mir will!

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[Interview] museum in Hildesheim

Viertel nach sechs. Die Tachonadel dreht mittlerweile nur noch im Sechs- bis Achttausender Bereich und ich frage mich ernsthaft ob wir die Rückfahrt nicht doch per Bahn antreten müssen. Im Radio läuft voll aufgedreht museum. For the very first time, midwinter und the law in Dauerschleife. Texte lernen. Klappt nicht wirklich, mein Motor ist zu laut. Dann endlich kommt die Abfahrt nach Hildesheim ins Blickfeld. Runter. Verfahren. Weiter. Verfahren. Weiter. Immer noch verfahren. Das Navi behauptet wird sind im Stadtpark, ich sehe um uns herum immerhin eine etwas runtergekommene Wohngegend. Links abbiegen. Ups. Einbahnstraße. Ohh. Zufall. Wir sind da. Der Stundenzeiger der Uhr hat die sieben Uhr bereits weit überschritten und zeigt uns an, dass wir über sechzig Minuten Verspätung zu unserem ersten Interview überhaupt haben. Super. Ich hasse das Auenland.

Über eine Brücke ging es dann zur Kulturfabrik Löseke. Jungs und Mädels lasst es euch gesagt sein. Das. ist. am. Arsch. der. Welt. Zwischen zwei Bahngleisen. Zwischen. Bahngleisen. Stadtplanerische Glanzleistung. Nicht. Mit dem Navi kommt man da nicht wirklich hin und, ich hab das auf dem Rückweg nochmal getestet, auch der Parkplatz ist praktisch nicht zu finden. Der offizielle Parkplatz war, mal nebenbei bemerkt, auch weiter weg als der den wieder zufällig fanden. Nun gut, genug gemotzt. Wir kamen an und verliefen uns wieder. Falscher Eingang. Irgendwann kamen wir dann aber doch noch an und fanden die Band noch beim Proben. Das erleichterte vor allem mich. Erst innerlich, dann Geldbeutel technisch bei McDonalds. Als wir zurück kamen konnte das Interview dann auch beginnen.

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Hier nun das Interview im Frage/Antwortstyle. Die Antworten kamen zum Großteil von Tobias. Wobei der Rest der Band immer wieder Einwürfe gemacht hat, welche ich allerdings keinem Namen zuordnen konnte, da ich mir Namen nicht so gut merken kann. Entschuldigt dies bitte.

1. museum – Deutsch oder Englisch aussprechen?

Deutsch. Also da haben wir nie drüber nachgedacht ob wir das englisch aussprechen würden. Also sprecht es deutsch aus.

2. Wie kamt ihr auf den Namen?

Der Running Gag zu unserem Namen ist ja das wir museum heißen, weil radioheadum nicht ging. (lachen) Damit soll auf den ständigen Muse Vergleich angespielt werden. (A.d.R: Ich kenne Muse nicht, ist aber trotzdem lustig.)

3. Wie lange gibt es euch jetzt schon? Wart ihr vorher schon in anderen Bands?

Die allererste Besetzung der Band geschah irgendwann im 2003 oder 2004. Oder 2005? Irgendwas in dem Dreh. Das erste Konzert überhaupt wurde im Dezember 2004 gespielt. Die Band gibt es in der Art und der Besetzung jetzt seit 2009. Vorherige Bands? Gab es nicht wirklich. Für viele ist das die erste Band. Manche Leute haben sogar extra für die Band ihr Instrument erlernt.

4. Warum sind eure Texte auf Englisch?

Das ist eine gute Frage. Da haben wir irgendwie nie drüber nachgedacht. Das ist ja auch eine Stylefrage. (A.d.R: Alles was Englisch ist klingt so lange es Indie ist, zumeist doch relativ geil.) Aber wenn man jetzt nach Gründen sucht ist es vermutlich die musikalische Erziehung gewesen bzw. der Hintergrund oder besser noch die musikalische Sozialisation (Blur, Muse(*HAHA*), Oasis, Radiohead, sowie viele Sachen der 80’s). Man hat ja damals wie heute fast nur englische Lieder gehört.
Selbst im Jahre 2005, als dieser ganze Mainstream Deutsch Indie aufkam (Wir sind Helden, Juli usw.) hat sich uns nie die Frage gestellt ob wir evtl. mal auf Deutsch singen sollen. Wir tun das einfach nicht. Aber wenn wir was auf Deutsch machen würden vermutlich dann eher in die Richtung von Delbo oder klez.e.

5. Sind eure beiden EP’s noch erhältlich?

Die zweite (Exit Wounds) EP ist erhältlich und man kann auf unserer Last.fm Seite die kostenlosen Tracks herunterladen. Die erste (Old Firehand) EP ist aufgrund von nicht mehr zeitgemäßen Aufnahmen und der schlechten Qualität nicht mehr erhältlich. Man sollte vielleicht auch noch sagen, dass die erste EP mehr ein Soloprojekt von Tobias war.

Zusätzlich kann man sich unter binarymuseum.net die beiden Demos zum aktuellen (und hoffentlich bald erscheinenden) Album “Traces of” herunterladen.

6. Zukunftspläne? Eigenes Label? Major Label? Albumrelease?

Also wie es weitergeht muss man sehen. Einen Labelvertrag würden wir natürlich alle nicht ablehnen. Wobei das aber schwerer ist als man denkt überhaupt erst mal einen zu bekommen. Der Einwurf mit dem eigenen Label ist auch interessant, aber es würde sich vermutlich einfach nicht lohnen. Von daher werden wir die Platte wenn gar nichts funktioniert evtl. auch in eigen Regie herausbringen.
Dann aber als Best-off und auf jedem kommenden Album ein oder zwei Lieder von dem ersten Album unterbringen. (lacht)

Damit ging das relativ kurze Interview auch schon vorbei und die Band hat sich auf ihren Auftritt vorbereitet. Der war dann wirklich sehr, sehr geil. Leider war die Akustik nicht perfekt, aber das hat nur der Stimmung gedieht und ihr keinen Abbruch getan. Ein gelungener Abend und eine wunderbare und sehr sympatische Band.

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Still

Das laute Dröhnen einer Autohupe riss ihn aus seinem Tagtraum. Die Ampel war bereits grün. Fragt sich wie lange schon. Er schaltete in den ersten Gang und mit einem leichten Ruckeln bewegten sich die Räder und trugen die alte Blechschüssel weiter vorwärts. Ein leichter Regenschauer erschwerte die Sicht durch die dunkle Nacht. Neonhelle Farben spiegelten sich in unzähligen Pfützen und die Lichter des Verkehrs zogen einen langen bunten Schweif hinter sich her. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er bereits knapp drei Stunden unterwegs sei. Die Tanknadel rotierte und machte durch zittrige Bewegungen auf sich aufmerksam. Es würde noch für den Rückweg reichen.

An der nächsten Ampel zündete er sich eine Zigarette an, atmete tief ein und spuckte den feurigen und gleichzeitig beruhigenden Rauch wieder aus seinen Lungen. Seine Finger tippten mit leichten Schlägen zu den Beats der Musik auf dem Lenkrad herum. Neben ihm hielt ein Wagen. Durch die nassen Fensterscheiben, an denen die Regentropfen ein Wettrennen auf Zeit veranstalteten, erkannte er ein vertrautes Gesicht. Sie trug ihr Haar offen, so wie er es liebte. Ihr Lächeln war das bezauberndste, was er je in seinem Leben gesehen hat. Ihre blauen Augen funkelten wie glänzende Kristalle in der Dunkelheit der Nacht. Beide starrten sich tief in die Augen und lachten mit puren Emotionen, während die Motoren ihrer Autos aufheulten. Die Ampel schaltete auf grün und beide rasten los. Die Dame seines Herzens beschleunigte und wechselte die Spur, sodass sie vor plötzlich ihm fuhr. Ein Stechender Schmerz an seinem Finger riss ihn erneut aus seinen Träumen. Die Glut seiner Zigarette war bis auf den Filter heruntergebrannt – Das Auto vor ihm war spurlos in der Nacht verschwunden, die Straßen plötzlich völlig frei.

Der Schlüssel glitt ins Schloss und die Tür sprang mit einem leichten Knarren auf. Ohne den Lichtschalter zu betätigen ging er nach dem Schließen der Tür den Flur entlang und blieb inmitten der Dunkelheit stehen. Stille –

So still, das alle Uhren schwiegen,
ja, die Zeit kam zum erliegen,
so still und so verloren gingst du fort,
so still und so verloren gingst du fort.

Ich hab so viel gehört und doch kommt‘s niemals bei mir an,
das ist der Grund warum ich Nachts nicht schlafen kann,
wenn ich auch tausend Lieder vom Vermissen schreib,
heißt das noch nicht das ich versteh,
warum dieses Gefühl für immer bleibt.

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Vorfreude

Die Drehungen der Welt um ihn herum passierten so schnell, dass er seine Umgebung nur noch als wirren Farbkreisel wahrnahm. Während sich die Erde in diesem ungeheuren Tempo auf seinen Augen kreiselte, wurde ihm die Tragweite dessen bewusst was gerade passierte. Seine Synapsen jedoch transportierten unter diesen Umständen alle Reize, die nichts mehr der Außenwelt zu tun hatten, mit einer ungeheuren Verzögerung. Er wollte schreien, aufwachen oder besser noch die Zeit zurück drehen. Aber es war zu spät. Der Gedanke an das Ereignis welche er verpassen sollte erreichte seine Synapsen erst, nachdem ihm bereits schwarz vor Augen geworden war.

Der Anruf erreichte ihn irgendwann gegen Mittag. Endlich. Wie eine aufgedrehte fünf Jährige in der Barbieabteilung des Spielzeugladens war er den kompletten Vormittag auf seinem Stuhl hin und her gerutscht, hatte sich nicht auf seine Kollegen konzentrieren können und auch sein Chef meinte irgendwann das er doch besser nach Hause fahren solle, bevor er noch die ganze Abteilung verrückt mache. Aber dann kam der Anruf. Wie lange hatten sie, besonders er, auf diesen Moment gewartet. Die letzten sechs Jahre hatten sie es immer wieder probiert, hatten die Hoffnung schon aufgegeben überhaupt irgendwann mal Nachwuchs zu bekommen und jetzt das.

Endlich waren die neun Monate Warten vorbei. In diesen neun Monaten hatte er sich seit langer langer Zeit mal wieder wie ein Kind zu Weihnachten gefühlt. Es war das tollste Geschenk was er je bekommen sollte, zu mindestens in seinen Augen. Natürlich gab es auch Kollegen die anders dachten, aber was wussten die schon, die hatten ja alle keine Ahnung. Waren eh fast alles Singles. War ja klar! Nachdem er seinem Chef zugerufen hatte, das es endlich so gut wie da ist und er nun los müsse, hatte dieser nur freundlich gelächelt. Ob nun wegen des Babys oder weil er nun endlich weg war, das wusste er nicht. War ihm aber auch egal.

Er sprang in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Die Vorfreude auf sein Kind malte ihm ein dauerhaftes Lächeln ins Gesicht. Er hatte das Radio voll aufgedreht. Es lief “The Worlds Greatest” von R. Kelly. Die Sonne schien an einem milden Sommertag. Es war der perfekte Tag. Alles was fehlte war seine Sonnenbrille. Lächelnd und mitsingend hielt er das Lenkrad locker in einer Hand und suchte mit der anderen, zum Handschuhfach gebeugt, nach seiner Sonnenbrille. Als er sie gerade aufsetzten wollte, sah er die Kurve zum Krankenhaus in seinm Augenwinkel erscheinen.

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