[Review] Männer die auf Ziegen starren

Donnerstag war ich mal wieder im Kino. Männer die auf Zeigen starren. Irgendwer hatte mir geflüstert, das der gut sei. So wie “Burn after Reading”, nur etwas skurriler. Trailer gesehen`? Nein! Einzig das George Clooney, Kevin Spacey, Ewan McGregor und Jeff Bridges mitspielen war mir mehr oder weniger bekannt. Das reichte mir aber auch. Ich mochte Burn after Reading und der Cast war ja sowieso ganz großes Kino. So begab ich mich also mal wieder in die Welt der US Army.

Dieses Mal jedoch erwarteten mich keine übertrieben explodierenden Kriegsschauplätze sondern ein George Clooney, der sich selbst als Jedi Ritter ansah, Kevin Spacey auf LSD und eine Ziege! Mit “Männer die auf Ziegen starren” verfilmt Grant Heslov (bekennender Coen Brüder Fan) lose das Sachbuch von Jon Ronson über eine US Spezialeinheit, die alternative Kampfmethoden durch sinneserweiternde Drogen erforschen und entwickeln sollte. Während der Vietnamkriegszeit. Alles natürlich von den Hippies und der “Freie Liebe” Zeit inspiriert.

Mit einer der besten Eröffnungsszenen der letzten Zeit zeigt “Männer die auf Zeigen starren” dem Zuschauer gleich wohin die Reise gehen wird. Der General aus Avatar rennt erst mal volles Brett gegen die Wand. Wieso er das tut und was eigentlich die Jedi Ritter der US Army sind erzählt Ewan McGregor während er zusammen mit George Clooney durch den Irak reißt. Was als Mutprobe geplant war, gerät immer mehr außer Kontrolle und wird für Ewan McGregor irgendwann durch eine Ladung LSD schließlich zur Selbstfindungsreise.

“Männer die auf Ziegen starren”, folgt den Coen Brüdern in vieler Hinsicht, schafft es aber auch sich durch die grandiose schauspielerische Leistungen von „Burn after Reading“ abzuheben. So entsteht ein Film , den ich jedem nur wärmstens empfehlen kann. Der gelungene Mix aus Satire, Drama und ein wenig Action machen diesen Film zu einem wahrlich besonderen Erlebnis.

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[Review] Der seltsame Fall des Benjamin Button

Benjamin Button wurde 1918 an dem Tag geboren, an dem der 1. Weltkrieg endete. Er kam mit den Gebrechen eines alten Mannes auf die Welt. Benjamins Vater, ein großer Knopfhersteller ging daran kaputt, dass seine Frau im Kindbett gestorben war und setzte Benjamin noch an dem Abend seiner Geburt aus. Auf den Eingangstreppen eines Altersheim abgelegt, wird er von der Cheffin eben jenes Heimes gefunden und als „Enkel“ in die Familie aufgenommen. Er probiert sein Leben so normal wie möglich zu leben, was sich unter gegebenen Umständen doch als recht schwirig erweißt. Am Ende… nein genaueres will ich nicht sagen, nur das es kein Standard Hollywoodende ist, das sei gesagt.

Was für ein Film, selten so überrascht worden. Die Tatsache wie die Geschichte erzählt wird, also aus welcher Perspektive, ist wirklich gelungen und auch der große Spannungsbogen (also eigentlich ist relativ früh alles klar, aber trotzdem) wird konstant auf einem für ein Drama/Liebesfilm wirklich gutem Niveau gehalten. Immer mal wieder tröpfeln Informationen durch, die den großen Rahmen besser ausleuchten und zum Schluss auch das Gesamtbld erklären.

Brad Pitt, welcher die Rolle des Benjamin Button spielt, stellt mit diesem Film wieder einmal sein Talent für größere Rollen unter Beweiß. Sein Auftritt ist von vorne bis hinten stimmig. Einzigster Kritikpunkt wäre, wenn überhaupt die Zeit als junger Erwachsener, welche etwas zu dick aufgetragen wirken könnte. Doch auch das wirkt im Gesamtbild stimmig. Cate Blanchett, welche seine Geliebte/Frau Daisy spielt macht ihre Sache auch perfekt. Besonders die Rolle der selbstverliebten Tänzerin gelingt ihr sehr gut. Was aber nicht zuletzt auch an der Maske liegt, welche in diesem Film eh mehr als bewunderswert ist. Alle anderen Schauspieler machen ihre Sache auch sehr gut, würden jetzt hier jedoch als einzel Beschreibungen den Platz sprengen, allerdings sei gesagt, dass ich finde das keine Rolle falsch besetzt wurde.

Ein weiteres Highlight ist der immer mal wieder auftauchende Humor, dieser ist zwar selten und meist auch etwas versteckt, aber wenn er da ist, sitzt er. In einer der lustigsten Szenen sitzt der greise Benjamin in der Badewanne und ihm wachsen die ersten Haare an den verschiedensten Stellen, aber nicht nur die Haare wachsen auch anderes beginnt zu wachsen. Der Blick nachdem er das in der Badewanne feststellt ist herrlich.

Insgesamt ist dieser Film schon jetzt einer der Filme des Jahres für mich. Er ist einzigartig von der Story und auch sonst auch etwas besonderes und das obwohl seine Art leicht an Forest Gump erinnern mag. Jedoch schafft es Benjamin Button etwas ganz eigenes zu schaffen. Prädikat: Pflicht!

Mike Siedersleben

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[Review] Kettcar – Sylt

Die schonungslose Wahrheit über Deutschland(s Lieblingsinsel)!

Die Zeit ist gekommen. Vor drei Jahren haben wir noch mit den Spatzen und Tauben getrauert, und heute sehen, bzw. hören wir alles abgeklärter, ruhiger und gefasster aber keineswegs uninteressierter. Das Leben einiger Fans, eigentlich aller Kettcar Fans hat sich in den letzen drei Jahren weiter entwickelt und die Band selbst hat dies auch getan. Die Texte sind nicht mehr so Leid und Trauer durchtränkt wie in den Vorgänger Alben. Klar „Am Tisch“ erleben wir ein gewisses „Balu“ Feeling und auch „Hauptsache Glauben“ schiebt sich wieder ins Unterbewusstsein in diesen etwas mehr als 4 Minuten – Insgesamt aber wagt das Album mehr als die Vorgänger.

Das erste Mal von Sylt habe ich vor ca. einem Jahr erfahren und war natürlich Feuer und Flame wie das Album werden würde. Ziemlich anders als ich erwartet hatte. Das erste Lied des Albums und  auch die erste Singleauskopplung von Sylt, der Song „Graceland“, geht anders ins Ohr als man es von Kettcar gewöhnt ist. „Graceland“ groovt irgendwie, hat Biss und Feuer – ganz anders als die meisten Songs der alten LP’s. Klar, auch die hatten stärker vorwärts gehende Songs. Da wäre zum einen das berühmte „Lattenmessen“ oder auch „Ausgetrunken“. „Graceland“ jedoch hat richtig Power. Aber genau diese Power steht, für mich, im krassen Gegensatz zu der eigentlichen Aussage des Textes. Das Lied, von der Geschwindigkeit, dem Rhythmus und den ersten Versen, durchaus als Partysong zu verstehen, will eigentlich gerade diese Partystimmung durchbrechen und auf die Problematik dieser Einstellung aufmerksam machen. Graceland war Beginn und Ende von einer der „ganz großen“ Karieren in der Musikbranche. Doch trotz diesem tragischen Ende, gibt es immer noch „Millionen“ von Elvisimitatoren, die probieren diesen Lebensstil irgendwie weiterhin zu verkaufen. In den Worten von Kettcar:

Das ist Graceland Baby!//
Keiner wird erwachsen //
Die kleinen dicken Kinder auf der Suche nach Kuchen //
[…] //
Das ist Graceland Baby! //
Man ist jung oder tot. //
Nur die halbe Welt wartet auf den nächsten Hüftschwung //

Genau diesen Misstand wollen Kettcar direkt am Anfang der Platte aufdecken. Meiner Meinung nach wurde Graceland als Opener gewählt um zu zeigen wo diese Reise auf/nach Sylt hingehen wird. Nämlich genau dahin wohin sie auch auf der echten Insel gehen wird. In das verdrängte, verlangsamte und leicht behebbares Problem dargestellte Verschwinden der Insel. Hierbei steht die Insel stellvertretend für unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Genau diese Diskrepanz zwischen Realität und Verdrängung ist eins der zentralen Themen auf dem Album und indirekt, jedoch nie wirklich angesprochen, auch auf der Insel Sylt.

Diese zentrale Gesellschaftskritik fächert sich dann unter anderem in die Themen: Freundschaft und auseinander leben („Am Tisch“), 11. September/Terror („Fake for real“), Beziehungsstress/Trennung („Wir müssen das nicht tun“), Größenwahn/Realitätsferne („Graceland“) und auch dem Tod („Verraten“).

Hiervon erkennt man bei manchen Liedern sofort worum es gehen soll, bei anderen allerdings erschließt sich der Zusammenhang erst nach mehrmaligem hören und dem studieren der Lyrics. So habe ich beim ersten hören von „Fake for Real“ keine Zuordnung finden können und den Sinn komplett missverstanden. Durch das studieren der Lyrics ist mir allerdings aufgefallen, das es

Türme sind die für Jungfrauen im Himmel fallen //
und dazu ein Gefühl von dem man weiß //
das es nicht mehr in diesem Jahrzehnt verschwinden wird //

Dieses (freie) Zitat macht die Bedeutung des Liedes eigentlich ziemlich deutlich. Diese These wird auch von der schaurig schönen Melodie untermalt, welche glatt einem Horrorfilm entstammen könnte. „Fake for Real“ ist ganz klar einer der Höhepunkte von Sylt. Prädikat: Extrem Hörenswert!

Ebenfalls sehr Hörenswert ist das Lied „Am Tisch“ in dem zwei (alte Schul-) Freunde sich einmal wieder zum Essen treffen. (mit ihren Frauen, denke ich mal) Sie wahren den Schein aber in ihren Gedanken, welche man in Form des Textes vernimmt, fragen sich beide weshalb sie hier eigentlich sitzen. Sie haben sich (einstimmig) auseinander gelebt. Dem einen geht das alles zu schnell und er kommt nicht mehr mit, mit dem Leben […]. Der Songtext, welcher ein trauriges Thema besingt, wird auch hier von einer perfekt gewählten Melodie untermalt. Die Melodie verleitet die eigene Persönlichkeit fast in Depressionen, weil man einfach in dem Lied verschwindet. Das liegt zusätzlich noch daran, das zum ersten mal in der Geschichte von Kettcar ein Lied in Kooperation mit einem anderen Sänger entstanden ist und dieser in diesem auch noch zu hören ist. Dieser Sänger ist in diesem Fall „Niels Frevert“ wer mal bei „Last.fm“ guckt, der wird dort fündig, ansonsten würde ich mal „youtube.com“ vorschlagen.

Bevor ich hier jedoch jedes einzelne Lied auseinanderpflücke, will ich lieber noch ein vermutlich etwas längeres Schlusszitat verfassen.

Das Cover der Platte Sylt von KettcarAls Kettcar „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ released haben, waren viele der Meinung das dieses Album vermutlich nicht mehr zu toppen sei. Doch wenn man Sylt das erste mal hört erkennt man sofort, dass man hier ein Meisterstück der deutschsprachigen Musik in den Händen hält. Sylt reißt einen von dem ersten Moment an mit. Konsequent werden hier die Probleme der deutschen Gesellschaft aufgezeigt und analysiert. Spätestens bei „Fake for Real“ hat dann auch jeder kapiert, dass Kettcar mit diesem Album keine „Balu“s mehr erschaffen möchten sondern die wirklichen, die ernsthaften (ja ich weiß Liebesprobleme sind auch ein ernstes Thema) Probleme ansprechen möchten. Dies gelingt auch verdammt gut und zeigt einmal mehr das deutsche Sprache doch zu mehr als bloß zum Unterhalten benutzt werden kann.

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