Die Scherben gebrochener Herzen

Mit unüberhörbaren Tönen kratzt die Füllfeder über das noch bleiche Pergament und hinterlässt schwarze, geschnörkelte Spuren der Trauer und der Verzweiflung. Ohne auch nur einmal abzusetzen schwebt die zarte, dürre Hand von Zeile zu Zeile und lässt die dunkle Tinte mit dem hellen Papier verschmelzen. Ein kurzer Blick in den Standspiegel: Das schwarze, sonst so lebhafte, lockige Haar hängt wie ein beklemmender, schwerer Vorhang auf Ihren Schultern. Die Haarspitzen kleben an ihren Wangen, getränkt durch die Tränen, die sie immer und immer wieder vergossen hatte und sich nun in Ihren Gesicht mit der Schminke zu einem dunklen Farbklecks vermischt hatten. Die Augen, wässrig und starr.

Schreiben – Einfach Schreiben. Sie hört immer noch die Worte Ihres Psychologen laut und deutlich in Ihrem Kopf pochern. Durch das Schreiben kann man Emotionen und Gefühle, Schmerzen und Kummer, Trauer und Verzweiflung am Leichtesten verarbeiten – hieß es. Doch sie glaubt an gar nichts mehr. Sie schreibt und schreibt, die dünne Federspitze ritzt langsam kleine schwarze Löcher, erst in das Pergament, dann in die holzerne Tischplatte. Zeitgleich weiß sie, dass es Ihr nicht helfen kann und wird. Warum auch? Was soll Sie mit ihrem Leben auch noch Sinnvolles anfangen? Der Traum Ihrer Zukunft war zerplatzt, das bis vor einiger Zeit noch glühende und mit Liebe erfüllte Herz war nun leer, gebrochen und mit dem Schatten der eisigen Kälte überdeckt.

Dies sind Ihre letzten Schritte auf dem Weg, den stechenden und brennenden Schmerz endlich zu besiegen – Endlich mit der Vergangenheit und dem Mann Ihrer Träume abzuschließen. Sie ist bereit. Bereit für ein neues Leben ohne Trauer und ohne Schmerz. Langsam faltet Sie das Pergament mit den Botschaften Ihrer Seele zusammen und lehnt es gegen die Flasche Rotwein. Der seiderne Vorhang am offenen Fenster weht in gleichmäßigen Abständen und der frische Abendwind kitzelt Ihre Nase. Dieser Schritt würde Ihr letzter sein, den Rest erledigt die Schwerkraft.

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Hey du, danke, dass du da bist!

Hey du, also ich weiß es ist etwas unfreundlich um diese Uhrzeit so reinzuplatzen, aber ich musste einfach mit dir reden. Seit längerem schon liegen mir diese Worte auf der Zunge und irgendwie habe ich jetzt das Gefühl, dass in diesem Moment der richtige Augenblick ist, dir zu sagen, was mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht. So, here it goes:

Ich wollte eigentlich nur Danke sagen. Du glaubst mir nicht? War klar! Aber lass mich, mich erklären. Ich weiß, ich weiß… in letzter Zeit harmonieren wir erstaunlich gut und sind auch sonst mit unserer Beziehung soweit im Reinen, aber das war ja, bei Gott, nicht immer so. Die Zeiten die wir durchlebten waren oftmals Sturm gepeitscht und undurchsichtig. Zu oft standen wir Seite an Seite um die Probleme der Welt gemeinsam von uns abzuwenden nur um kurz danach wieder im unbändigen Hass aufeinander los zu gehen und darauf zu hoffen der Andere würde sich einfach verziehen. Für immer.

Haben wir beide nicht. Wie auch. Wie sind von einander abhängig. Immer. Tag für Tag. Monat für Monat. Jahr für Jahr. Wir sind wie Romeo und Julia. Sonne und Mond. George und Dick. Trotz der Streits, sei es wegen irgendwelchen Frauen die einer von uns beiden attraktiv fand, wegen unserer Eltern die wenn überhaupt nur mit mir geredet haben oder wegen meiner Freunde die sich oft genug über uns beide lustig gemacht haben, trotz all dieser Anschläge auf uns oder unsere Beziehung haben wir immer wieder zu einander gefunden.

Ich habe lange Zeit darüber nach gedacht dir das zu sagen. Ich hab Nächte lang meinen Schlaf damit vertan unsere Beziehung, unsere Abhängigkeit und unsere unerschütterliche Freundschaft, aber auch unseren Hass, unseren manchmal schon mit Todesdrohungen erfüllten Hass zu verstehen. Aber es half alles nichts, ich kam zu keinem logischen Schluss. Aber dann, eines Nachts vor ein paar Tagen wurde es mir klar. Früher dachte ich wahre Liebe wäre eine Erfindung der Industrie um Schokolade zu verkaufen. Heute kenne ich die Wahrheit. Dich! Dich in deiner ganzen Größe.

Danke das es dich gibt Herz.

Dein Verstand.

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