You never shall reply

Zum widerholten Male fällt die mit Tinte vollgesogene Feder auf ein leeres Blatt Papier. Er hatte es wieder nicht geschafft. Wieder waren alle Gedanken Erdrutschartig verschwunden. Aufgesogen von einer ihm unbekannten Macht in seinem Gehirn. Seit einigen Jahren probierte er nun schon diese Worte, diese paar Zeilen, diesen einen Brief, sein Vermächtnis, niederzuschreiben. Frustriert blickte er aus dem Fenster seines Arbeitszimmers. Die fünf Meter entfernte Hauswand des gegenüberliegenden Hauses hatte auch keine Antworten für ihn parat.

Seit er in eine Erdgeschosswohnung umzogen war, hatten sich seine vorher nur leichten Depressionen schubartig verschlechtert. Sein größtes Problem war seine Schreibblockade. Alle seine Ideen die er sich auf den ewig langen Wegen in der U-Bahn, der S-Bahn oder sonstigen öffentlichen Verkehrsmitteln überlegt hatte, waren an seinem Schreibtisch wie fortgeblasen. Selbst seine Notizen halfen ihm dann nicht mehr weiter. Er konnte dann nur noch über den Unfall nachdenken. All diese was wäre wenn Gedanken die immer wieder andere Szenarios in seinem Kopf abspielten. Auch oder gerade deswegen wollte er diesen Brief schreiben.

Bereits kurz nach dem Unfall hatte er den Entschluss gefasst solch einen Brief zu schreiben. Einen Brief der die Zeit übersteht. Einen Brief der zeitlos ist. Einen Brief der nicht beleidigt, nicht lobt, nicht voreingenommen ist. Einfach einen Tatsachenbericht, der ihm hilft die Situation zu verarbeiten. Der ihm Glauben gibt, Kraft verleiht und die Möglichkeit der Vorstellung einer positiven Zukunft erleichtert. Er sollte ein Leben ohne Depressionen in greifbare Nähe rücken. Aber Momentan gelang im das noch noch nicht. Selbst nach Jahren der Gewöhnung war es immer noch schwer für ihn, nicht wie gewohnt an seinem Arbeitsplatz, sondern in einem Rollstuhl zu sitzen. Aber er gab die Hoffnung nicht auf. Morgen würde er es wieder probieren.

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Es tut mir leid

Langsam und behutsam um ja kein Geräusch zu verursachen tastete er sich auf der alten Kellertreppe voran. In den Händen balancierte er ca. 15 Geschenke. Die ganze letzte Woche war er unter Ausreden wie z.B. länger arbeiten zu müssen, etwas mit den Jungs zu unternehmen oder einfach beim Sport zu sein, in die Stadt gefahren und hatte all die Dinge gekauft von denen er (noch) wusste das sie sich darüber freuen würde. Natürlich war im klar, dass das letzten Endes viel zu übertrieben war, immerhin waren es nur ihr Jahrestag. Aber die letzten Monate hatten ihren Spuren am Fundament der Beziehung hinterlassen.

Immer wieder hatten sie sich in die Haare bekommen. Hatten sich angeschrien, Tage lang nicht miteinander geredet, in getrennten Zimmern geschlafen und Sachen durch die Gegend geworfen. Allerdings hatten sie sich auch immer wieder zusammengerafft und die letzten Wochen waren wie der Beginn einer neuen Beziehung gewesen. Sie hatten wieder zusammen rumgealbert, waren im Kino, im Zoo, Eis essen und haben auf ausgedehnten Spaziergängen viel über ihre gemeinsame Zukunft gesprochen.

Das Licht im Haus war bereits ausgewesen als er die Kellertür aufgeschlossen hatte. Da sie heute nicht mehr mit ihm gerecht haben konnte, er war ihrer Meinung nach auf Geschäftsreise am anderen Ende des Landes, lag sie wohl schon im Bett. Gerade deshalb war er so spät gekommen, damit er in aller Ruhe die Geschenke im Wohnzimmer aufbauen konnte. Liebevoll machte er sich an die Arbeit. Die größeren nach hinten, die kleinen nach vorne. Er baute die Geschenke wie ein Amphitheater auf, in dessen Mitte ein riesen großes Plüschherz lag, bedeckte alles mit Rosenblättern und beschloss spontan die Überraschung vor zu ziehen.

Eigentlich hatte er vorgehabt auf dem Sofa zu schlafen und sie am nächsten Morgen komplett zu Überraschen, aber da er die Vorfreude über ihre Freude nicht mehr aushalten konnte, holte er noch schnell einige Kerzen aus dem Schrank und stellte sie ebenfalls in das Amphitheater. Danach ging er in Richtung Schlafzimmer. Ohne Licht an zu machen, ging er auf Zehenspitzen, um sie nicht zu wecken, durch den ihm seit nun mehr drei Jahren wohl vertrauten, stockdunkelen Raum zu Ihrem Nachttisch.

Als er das Licht anmachte, hatte sie ihm wie so oft in ihrer Beziehung die Worte vorweg genommen. Auf ihrem Kissen lag nicht ihr Kopf sondern nur eine Brief mit den Worten: Es tut mir leid!

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Steh auf wenn du am Boden bist

Es ist dunkel. Schemenhaft nehme ich die Umrisse meiner Umgebung wahr. Irgendwo in der Ferne spielen die Farben verrückt, werden erst Gelb und dann Rot. Ich blinzele. Die Sicht bleibt schlecht. Ich bemühe mich durch den Schleier der sich vor meine Augen legte, klare Umrisse erkennen zu können. Zum Glück sind vor mir keine Hindernisse, gesehen hätte ich sie nicht. Egal, es geht immer weiter. Trotz der Musik habe ich das Gefühl jeden einzelnen Tropfen auf meiner Hose zu hören.

Ein weiteres Blinzeln lichtet den Schleier etwas. Die Farbe verändert sich und wird zu einem leuchtenden Grün. War sie schon immer so? Bevor ich sie richtig realisiere, habe ich sie hinter mir gelassen. Die Musik übertönt jedes andere Geräusch. Die Nadel irgendwo bei 70 verschwimmt wieder vor meinen Augen. Ich beachte sie nicht weiter. Es tropft immer noch. Ich muss hier raus. Stadtgrenze. Liedende. Ich höre den Motor. Erst jetzt realisiere ich das ich immer noch im dritten Gang fahre.

Tankstelle. Rechts ran. Zigaretten kaufen. Die Person an der Kasse, schaut mich vermutlich seltsam an. Ich sehe sie nicht richtig. Egal. Sonnenbrille ist trotz Regen Pflicht. Zigarette anmachen, weiterfahren. Weg nur weg. Der Schleier wird wieder stärker. Ich greife in meine Tasche. Irgendwo sind die Taschentücher. Alle schon benutzt. Egal. Der Schleier lichtet sich. Ich erkenne die Autos vor mir gerade noch rechtzeitig. Meine Gedanken schreien jetzt nicht mehr dauerhaft “WEG HIER!”

30 Kilometer habe ich hinter mir gelassen. Ein Feldweg. Wieder rechts ran. Hinsetzten. Nachdenken. Rauchen. Verzweifeln. Mit sich selbst, mit der Welt, ringen. Die Frage nach dem Sinn der Existenz macht sich breit. Ich schüttele sie ab. Ich zwinge mich dazu normal zu denken. Mein Puls beruhigt sich. Zigarette aus machen. Weiter fahren. Fenster auf. Musik laut. Fahrtwind. Ich komme zur Ruhe.

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Neue Kleider braucht das Land

Sommerlich ist es die Tage. Sommer zieht mich meistens nach draußen. Deshalb gibt es momentan auch hier weniger Geschreibsel. Halbwahrheit. Ich hab ja auch noch ein Unileben. Das hat mich die letzten drei/vier Wochen ziemlich gefordert und wird das wohl bis in fünf/sechs Wochen munter weiter machen. Allerdings will ich euch jetzt nicht die Ohren vollknuspern über die böse böse Uni usw. sondern auf das neue Design aufmerksam machen welches ich installiert habe.

Gefunden wurde das ganze soweit ich weiß beim Smashing Magazine und gestern sah ich es auch bei Andilicious.com. Das neue Gewand von Roadeo.de ist aus dem Hause “Empire Themes” (welche aufgrund zwei oder dreifacher Footerverlinkung nicht nochmal verlinke) und bedarf noch einiger kleiner Änderungen und Anpassungen. So bin ich mit dem Menu noch nicht einverstanden und evtl wird die Startseite überarbeitet.

Allerdings müsst ihr euch in nächster Zeit erst mal auf eine Unmenge von Portfoliopostings der letzen Jahre gefasst machen, da ich das jetzt als Kategorie und nicht mehr als statische Seite aufbauen werde.

Ich kann für das Menu gerne noch CSS Hilfe gebrauchen! Wer kann, Lust und Zeit hat meldet sich per Kontaktformular im Impressum.

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Roadeo.de – In eigener Sache IV

Nach längerer Zeit habe ich auch mal wieder was an meinem Blog geändert. Als Zuckerbergscher Jünger musste ich den Facebook I Like Button einbauen und habe im selben Atemzug noch die Gallery meiner schriftlichen Arbeiten überarbeitet.

Am Ende jedes Beitrages ist nun der Facebook I Like Button zu finden. Wer ist das und was macht der hier? Der Facebook I Like Button verbindet die eigene Website mit Facebook. Genauso wie dieses eine Facebook Applet dessen Name mir entfallen ist. Auf jeden Fall kann man damit nicht mehr nur die Seite sondern jeden einzelnen Beitrag separat “mögen” oder „nicht mögen”. Ich find das eine gute Sache. Wer es nicht machen will, muss nicht drauf klicken!

Die zweite Neuerung ist eher für mich und dem Interesse geschuldet, das ich gerne sehen würde, wie oft welches Gedicht oder welche Geschichte gelesen wird. Von daher ist jetzt jede schriftlicher Arbeit meinerseits auf einer separaten Unterseite untergebracht worden. Hat eine minal längere Ladezeit zur Folge, aber auch eine bessere SEO Kennung für die Seiten. Oh, ich hab einen Back Link Button vergessen. Doof. Bau ich noch ein.

Momentan überlege ich noch an weiteren Neuerungen, aber da müsste ich vieles um designen oder mir ein neues Template suchen, was ich bisher nicht wollte. Also schauen wir mal was daraus wird.

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Sie sieht es nicht

Während sie spricht, bilden sich die Wörter in ihre Silben zurück und ergeben ein harmonisches Klangkonstrukt das meinen Puls steigen lässt. Irationalität macht sich breit. Die Bedeutung ihrer Worte verliert für mich in dieser Sekunde an Bedeutung und tritt hinter die Tatsache das sie redet, mit mir redet, zurück. Ich will ihr die Problematik, meine Problematik, die Problematik der Situation, das Verhängnisvolle erklären – aber ich kann es nicht.

Ich will sie in den Arm nehmen, einfach da sein. Sie halten, sie schützen, ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern. Immer und immer wieder. Einfach die Welt vergessen – nur wir zwei. Kein Morgen, kein Gestern, nur das Hier und Jetzt. Während ich weiter träume, reißen mich ihre letzten Worte schlagartig zurück in die verregnete Realität dieser Nacht.

Wir sollten schlafen gehen, es ist schon spät. Obwohl meine Wohnung nur zwei Straßen weiter liegt, lasse ich sie nach Hause fahren. Fast viermal soweit. Während sie auf dem Fahrrad davon fährt, sehe ich ihrem vom Wind verspielten Haar hinterher. Sie sieht es nicht.

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