Bloggeschichte 2012 – Kapitel I – Mike

3 Uhr morgens. Die Bässe aus der Box ein Meter über mir erzeugen, in Verbindung mit dem Alkohol in meinem Magen, einen ziemlich rauen Seegang für die gerade aufgegessenen Pommes. Der Zustand in dem ich mich befinde ist irgendwo zwischen “Verdammt, wo ist hier eigentlich nochmal die Bar?” und “Altah, Der Hamster wohnt jetzt hier” einzuordnen. Die Hände klatschen mehr schlecht als recht zum Beat ineinander und meine Bewegungen erinnerten auch nicht mehr wirklich an Tanzen – eher an stolpern. Mühsam dränge ich mich durch die Masse an verschwitzten, alkoholisierten Jugendlichen vorbei um irgendwo auf der Tanzfläche einen halbwegs freien Platz zu finden.

Während ich also über die Tanzfläche steppe, merkt der untere Teil meines Körpers auf einmal das der obere nicht mehr hinterher will. Ich verharre. 5 Sekunden. 10 Sekunden. Mein Gehirn muss die Reize verarbeiten. In der Position sehe ich vermutlich genauso intelligent aus wie die Hilfeklammer aus Office 2000. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffe ich es meinen Körper wieder vertikal auszurichten und beginne damit die letzten fünf Sekunden zu verarbeiten, als mein Gehirn den alles entscheidenden Reiz zum zweiten Mal auslöst. Links auf der Tanzfläche, im Lichtkegel des auf halb acht hängenden Scheinwerfers und von Nebelschwaden umwoben, tanzt sie. Die Frau meiner Träume.

Inständig hoffte ich das sie mich bemerkt hatte. Dann errinerte ich mich an meine Schlangenmenschenaktion und hoffte sie hatte in dem Moment die Augen doch geschlossen gehabt und keine Notiz von mir genommen. Ich starrte. Wie sie tanzte. Arme in der Luft, die Augen mittlerweile definitiv geschlossen und immer leicht dem Beat hinterherhinkend. Aber dennoch. Perfekt. So wie es sich für dieses Lied eben gehörte. Ich gebe mich der Versuchung hin und bewege mich langsam auf sie zu. Das Adrenalin pumpt mittlerweile heftiger als das Leck von BP und der gesamte Alkohol des Abends hat für den Moment die Blutbahn verlassen.

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StudiVZ – Eine Kopie stirbt aus!

Es muss so um das Jahr 2007 gewesen sein, als ich zum ersten Mal von StudiVZ hörte. Vorher war ich in einem kleinen sozialen Netzwerk angemeldet, welches sich bei der Nutzerakquise auf die Heimatstadt und Umgebung beschränkt hatte. Auf unserem Informationstechnik lehrenden Fachgymnasium war dieses neue, mit tausenden Funktionen gespickte, soziale Netzwerk natürlich der Shit. Ich glaub in nur einer Stunde Netzwerktechnik haben sich alle 15 Schüler meiner Klasse dort angemeldet gehabt. Nach einem Monat waren fast alle Freunde aus der Stadt und Umgebung dort angemeldet und das lokale Netzwerk wurde vergessen. Man probierte es mit einem neuen Design, einer neuen Domain und ganz viel neuen Mitarbeitern. Es half alles nichts – StudiVZ war einfach besser und innovativer. Vermutlich wiederholte sich zu diesem Zeitpunkt diese Art von Massennetzmigration in jeder größeren deutschen Stadt und StudiVZ wurde somit fast über Nacht das größte soziale Netzwerk in Deutschland.

Wir gründeten Gruppen mit lustigen Namen oder traten, wenn wir selbst zu humorbefreit waren, lustigen Gruppen bei. Ganze Schulstunden wurden damit verbracht Gruppen zu suchen, Nachrichten zu schreiben oder Freunde zu „stalken“ (sprich Profile durchlesen, Gruppen ansehen, Freunde ausfindig machen, usw…). Fotoalben wurden hochgeladen, Menschen verlinkt und wir fanden die erste Freunde die den Status als Tagebuch missbrauchten. Der ganze Spaß war nicht einmal drei Monate alt als ich mitbekam, dass StudiVZ angeblich geklaut sei. Von einer ominösen Seite namens Facebook aus Amerika – also Firefox angemacht und hingesurft. Siehe da, das Design war zur damaligen Zeit praktisch eins zu eins übernommen, nur in rot. Nach der ersten Anmeldung empfand ich StudiVZ übersichtlicher, was wohl daran lag, dass Facebook schon damals viel mit Whitespace gearbeitet hat und somit eher weniger auf farbige Ränder setzte – ganz im Gegensatz zu StudiVZ. Doch mit ein wenig Gewöhnungszeit war Facebook klar übersichtlicher und vor allem strukturierter. Bis auf die Gruppen Ansicht. Da muss man für StudiVZ eine Lanze brechen, das hat Facebook bis heute nicht vernünftig geschafft. Ich begann darauf hin meine Freunde und Kollegen zu bequatschen doch gefälligst das Netzwerk zu wechseln, da sobald Facebook einmal in Deutschland starten würde, StudiVZ eh über kurz oder lang untergehen würde.

Einige wechselten, andere meinten nur Facebook ist scheiße viel zu unübersichtlich. Zur selben Zeit brachte StudiVZ die Ableger SchülerVZ und MeinVZ heraus. MeinVZ für die Arbeitswelt. SchülerVZ für die Schulwelt. Man wollte alles abdecken und musste besonders mit dem Blick auf Minderjährige und Jugendschutz ein eigenes Netzwerk für Schüler errichten. Die Antwort von Facebook folgte dann auch relativ bald. Deutschlandstart und eine Klage wegen dem Diebstahl geistigen Eigentums.

Demnach hat das Tochterunternehmen [StudiVZ] der Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe so ziemlich alles geklaut, was man bei Facebook klauen konnte – angefangen mit der Anstups-Funktion (Poke) über die Pinnwand (Wall) bis hin zum kompletten Design.

Ob und in wie fern Facebook jetzt die Klage wirklich gewonnen hat, ist für mich irgendwann nicht mehr relevant gewesen. Kurz nachdem Deutschlandstart von Facebook begannen die Leute reihenweise zum neuen Netzwerk zu migrieren. Wie damals im Jahre 2007, als die Leute vom kleinen lokalen Netzwerk zum nationalen großen Netzwerk wechselten. Geschichte wiederholt sich. Diesmal zog man vom kleineren nationalen Netzwerk zum größeren globalen Netzwerk. Funktionsunterschiede, ein besseres (moderneres) Design und die Tatsache Applikationen (Farmville & Co) benutzen zu können, brachte StudiVZ in Zugzwang. StudiVZ reagierte mit Edelprofilen (zum aller ersten Mal zur Bundestagswahl 2009) um sich mit der präferierten Partei und später auch mit berühmten Personen bzw. Unternehmen zu verbinden. Ein nettes Gimmick, welches Facebook bereits seit Beginn als FanPages beinhaltete. Die Leute liefen immer noch in Scharen davon und StudiVZ begann zu verweisen. Das muss so um das Ende 2009 gewesen sein. Im Jahre 2011 vollzog StudiVZ ein wählbares Redesign. Alles neu, alles dynamisch aber optisch irgendwie halbgar und stark nach zusammenschustert aussehend. Bestimmt nicht wegen dem StudiVZ Redesign, aber dennoch als passende Antwort bringt Facebook im Jahre 2012 seine neue Profilansicht „Timeline“ heraus. Modern, klar, übersichtlich (schlagt mich doch dafür, ich finde die übersichtlich).

Vor ein paar Tagen dann die Meldung von Holtzbrinck: Es werden 25 der ungefähr 70 Stellen gestrichen und es soll eine Neuausrichtung der VZ-Netzwerke geschehen. Diese wurde zum Teil an diesem Montag vorgestellt. SchülerVZ, eine gute Nischenmarke (da Facebook erst Anmeldungen ab 13 Jahren erlaubt) soll umbenannt werden in Idpool.de. Zusätzlich soll es von einem reinen sozialen Netzwerke zu einer Art Lernplattform ausgebaut werden. Die Zukunft von StudiVZ und MeinVZ sind bisher ungewiss. Noch werden sie nicht geschlossen, da sie laut der Holtzbrinck-Gruppe immer noch Gewinn abwerfen und Werbepartner vollkommen zufrieden sind. Welche relevante Zielgruppe diese Werbetreiber haben ist mir zwar nicht ersichtlich, aber es scheint eine zu geben. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Besucherzahlen von StudiVZ über die letzten Jahre drastisch eingebrochen sind (siehe Grafik). Zudem hat Facebook nach inoffiziellen Studien von Werbetreibenden mittlerweile über 25 Millionen Mitglieder in Deutschland. StudiVZ dagegen ca. 5 Millionen.

Der Ciceroblogger Christian Jakubetz schreibt nun unter dem Titel „StudiVZ: Vom Leben und Sterben der Scheinriesen“ das StudiVZ nicht an mangelnder Innovation oder der schon vorhandenen Größe von Facebook gescheitert ist, sondern an der im Netz nicht vorhandenen Ressource Loyalität. „Die Herde geht dahin, wo alle sind“ Cicero 11.06.2012. Eine durchaus interessante, aber für mich falsche Annahme. Es wird hier insbesondere mit dem Untergang von MySpace & Co argumentiert, aber auch da stellt sich die Frage: Wieso sind alle weggegangen? Weil der Rest schon da (beim Neuen) war? Wie kann der Rest schon da gewesen sein, wenn das Netzwerk gerade neu ist? Jedes Netzwerk welches ein anderes Netzwerk angreifen will, braucht etwas neues, etwas was noch nie da gewesen ist. Niemand wechselt von einem Netzwerk in dem praktische alle Freunde angemeldet sind in ein praktisch (für den einzelnen) leeres Netzwerk ohne einen enormen Mehrwert darin zu sehen. Facebook bot die oben genannten Vorzüge gegenüber seinem deutschen Pendant plus den Mehrwert der internationalen Vernetzungsmöglichkeit.

Es ist demnach nicht so einfach zu behaupten, dass man vom Ende von StudiVZ auf ein mögliches (also vorhersehbares aber gerade vollkommen undenkbares) Ende von Facebook schließen könnte, da die Umstände gänzlich andere sind und Loyalität hier die wichtigste Ressource ist. Denn man ist eher in dem Netzwerk, in dem (fast) alle Freunde angemeldet sind – in diesem Falle in einem über 920 Millionen Nutzer schweren.

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Bloggeschichte 2012

Geschichten schreiben wir alle gerne. Sei es im Kopf. Im Traum. Auf Papier. Oder im Leben. Rational total sinnfreie Realitätskonstrukte erwachen in dieser Zeit zum Leben. Menschen haben Flügel. Autos keine Räder. Michael Bay macht Filme mit Story.

Wir denken uns Dinge aus, die uns faszinieren, begeistern oder nachdenklich machen. Dinge, die die Welt verbessern, verändern oder einfach nur spiegeln. Wir verlassen unsere normale Umwelt und begeben uns auf einen Weg in unsere Seele. Wir nutzen das Schreiben als Katalysator, als Ventil, als Machtutensil oder als Deponie für die Gedanken (nicht von Gedankendeponie.de geklaut.. wobei ;)) und die Seele. Ach komm Alter, ehrlich? Seele?

Na gut. Ihr habt ja Recht! Besser so: Man sucht sich acht Menschen, die genauso crazy sind wie man selbst und schreibt über Monate hinweg zusammen eine Geschichte über die Liebe, das Leben, Alkohol und die Microsoft Hilfeklammer. Fern ab jeder Realität entfachen wir hier eine Fortsetzungsgeschichte, die seines Gleichen sucht. Aus der Feder von neun Bloggern stammend, erwartet euch eine Lobeshymne auf den Freitagabend. Oder auch nicht? Ich will nicht zu viel verraten. Zum Glück immerhin FSK 18. Aber was ist das eigentlich nun genau und so und überhaupt? Neun Blogger = Neun Kapitel = Neun Schreibstile = Neun bekloppte Wendungen. Eine einmalige Gelegenheit eine einmalige Geschichte unendlichmalig zu lesen. Hier auf Roadeo.de. Ab Donnerstag erscheint alle zwei Tage ein neues Kapitel. Gebt euch das. Sagt es euren Freunden. Die soll… äh… wollen sich das auch geben. Ihr wisst, dass das stimmt.

Bevor es jedoch losgeht die Credibilität stärken! Mitgemacht haben (nach Kapitelreihenfolge):

Mike (www.roadeo.de)
Natascha (www.vorstadtprinzessin.com)
Kevin (www.roadeo.de)
Marian (www.krueps.de)
Leo (www.venomazn.de)
Hannah K. (www.flimmersee.wordpress.com)
Hannah (momentan ohne Blog)
Catharina (www.lashout.de)
Jörg (www.roadeo.de)

Wir freuen uns auf euch!
DANKE SEHR!

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Roadeo V8 Summer 2012

Dunkel war’s geworden um Roadeo. Nicht nur die Seite, auch der Inhalt. Das war soweit erstmal ganz gut. Doch in der Retrospektive gesehen war das wohl unser größtes Problem, diese Einseitigkeit die wir immer stärker zelebrierten. Geschichte um Geschicht über den Tot des Protagonisten wurde geschrieben – mal gut, mal gut gemeint. Aber immer war es eine Geschichte. Filme, Musik, Architektur, … halt der ganze andere Scheiß den wir alle so lieben, wurde irgendwo zwischen den Scherben gebrochener Herzen und der Tatsache das du hier jeden Tag lang fährst liegen gelassen. Wir hatten unser Kokon der „Simplizität“ gefunden und fühlten uns darin erst einmal pudelwohl.

Unser Kokon wurde gleichzeitig unser größtes Problem. War er mittlerweile doch so im verrotteten Laub längst gefallener Blogs und Webseiten eingeschlossen, dass wir schon schweres Gerät auffahren mussten um dort überhaupt wieder rauszukommen. Wir haben also erst einmal Notrufe an Freunde, Kollegen und Markus Lanz geschickt. Lanz ist immer noch damit beschäftigt unsere Problemgeschichte in Echtzeit nachzuerleben – Antwort in ca 2 Jahren. Der Rest der Auserwählten jedoch antwortete uns fröhlich und auch ehrlich. Die drei größten Kritikpunkte waren:

kein Konzept, falsches Design, kaum Diversität in den Beiträgen.

Ein besonderer Dank geht hierbei an Hanna, Eva, Julian, Jules, und Jan für ihre unermüdlichen Ideeeinbringungen und Hilfestellungen.

Was ihr nun also vor euch seht, ist das Ergebnis der letzten sechs Wochen. Ich denke es ist uns ganz gut gelungen. Ganz oben werden die von uns als lesenswerten Beiträge angezeigt. Also die auf die wir besonders stolz sind. Ego und so. Darunter finden sich direkt immer die vier neusten Blogeinträge. Nach dem „Fold“ findet man eine Übersicht zu unseren Projekten. Momentan nur drei – evtl. mal mehr. Das Logo hat auch einen neuen Anstrich verpasst bekommen. Alles in allem also ist das Design neu, es gab eine leichte Umstrukturierung im Kategoriebereich und wir werden wieder ein breiteres Spektrum abdecken. Außerdem haben wir uns für den Kreativenschreibbereich Verstärkung geholt. Jörg wird ab vor zwei Monaten das Team dauerhaft verstärken und uns seine Gedichte präsentieren, wenn er nicht gerade eine Stunde lang über das deutsche Brötchen schwadroniert.

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Spurensuche

Ich zeichne auf den Wegen eine dünne Spur aus Sand,
das Zeugnis meines Lebens ein Rinnsal aus der Hand,
Das Bild eines Charakters und der Steine die er sah,
ich lief Meile um Meile ohne zu wissen wo ich war,
Die Worte die mich prägten, die Menschen die ich traf,
Das Glashaus wo ich wohnte, die Steine die ich warf,
das was ich halten wollte und das was ich behielt,
aus vielen kleinen Steinen wird irgendwann ein Mosaik.

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Die Zoohandlung

Ben war nicht zum ersten Mal in seinem Leben in einer Zoohandlung. Früher war er öfter hier gewesen, nie ganz aus freien Stücken, aber es gibt Menschen, von denen wohl manche zu seinem erweiterten Freundeskreis zu zählen sind, die halten das Schlendern durch eine Zoohandlung für eine legitimierte und unterhaltsame Tätigkeit um Zeit totzuschlagen.

[H]eute war er zum ersten mal mit einer ernsthaften Kaufabsicht in die Zoohandlung gekommen und studierte daher aufmerksam das Sortiment. Die Schildkröten hatten es ihm angetan und es gab hier sehr viele von ihnen kleine, große, zu Lande und zu Wasser doch sie sprengten sein Budget und waren auch so gänzlich ungeeignet für den betreffenden Zweck.

Was Ben suchte war ein Geschenk, ein Kombigeschenk, und dieses Geschenk war mit Anforderungen verbunden, die nicht von jedem Tier so ohne weiteres zu erfüllen waren. Die primäre Aufgabe sollte sein das seine Freundin sich darüber freuen können sollte, da es ihr Geburtstagsgeschenk werden sollte. Doch wäre dies die einzige Anforderung gewesen so hätte er sich dafür nicht schon seit einer geschlagenen Stunde in diesem nach Fischfutter und Streu riechendem Etablissement aufgehalten. Natürlich sollte das Ganze nicht zu teuer sein, er war schließlich lediglich Student, aber erstens liegt in Liebesdingen die finanzielle Schmerzgrenze von Natur aus etwas höher und Zweitens würde es für eine lange Zeit oder vielleicht sogar für immer das Letzte sein was er ihr schenken würde.

Aber genau hier lag das Problem er wollte ihr nicht nur ein formidables Geburtstagsgeschenk machen, sondern ihr eben auch etwas schenken was ihr über die bald darauf folgende Trennung hinweghelfen sollte. Daher hatte er sich für ein Tier entschieden. Es sollte eher klein als groß sein, da auch sie keine Villa bewohnte und es müsste niedlich sein. Man sollte damit reden können, so das man sich einbilden kann es würde zuhören und es dürfte nicht zu viel Arbeit verursachen. Die Lebenszeit sollte nicht mehr als drei Monate betragen, da es sie sonst zu lange an ihn erinnern könnte, aber sie dürfte nicht wissen das es schon so bald stirbt.

Er ging zum Mädchen hinter der Theke und lächelte sie an „Ich suche nach einem sehr alten Zwerghamster“; „Einem Roborowski Zwerghamster oder einem Dsungarischen Zwerghamster?“ fragte sie lächelnd zurück. „Welcher stirbt denn schneller?“ Ihr Lächeln erstarb, in routinierter Verkäuferinnen Stimmer fuhr sie fort: „Also ein Roborowski Zwerghamster wird eineinhalb bis drei Jahre alt während ein Dsungarischer Zwerghamster eineinhalb bis zweieinhalb Jahre alt wird“. „Und sie haben ein paar ältere Hamster da?“ fragte er bemüht freundlich nachdem sie die Erwähnung nach dem Haltbarkeitsdatum von Zwerghamstern doch sichtlich in die Opposition gebracht hatte.

Ich hätte einen fast dreijährigen Roborowski den keiner mehr kaufen will weil er schon so alt ist und einen eineinhalbjährigen Dsungarischen“ antwortete sie mit einem süffisanten Lächeln durch das er sich im ersten Moment irgendwie ertappt fühlte.

Ganz der Mann der sich schon wieder fast in der Vorhölle des freien und glücklichen Singledaseins wähnte versuchte er natürlich gönnerhaft die junge Verkäuferin für sich einzunehmen. „Ich nehme den Roborowski, ich möchte ihm noch wenigstens drei gute Monate schenken. Die hat sich der alte Junge doch verdient.“ So erwarb Ben an diesem Tag einen Roborowski Zwerghamster und die Zuneigung einer jungen Frau mit der er sich bald, in zwei Wochen, wenn er sich von seinen selbstgeschmiedeten Fesseln befreit hätte, wiedertreffen wollte.

Das Geschenkt war ein voller Erfolg und seine Freundin baute schon innerhalb der ersten Woche eine intensive Beziehung zu ihrem Zwerghamster auf, doch war sein Herz leider schwächer gewesen als er es sich von diesem tapferen kleinen Roborowski Zwerghamster erhofft hatte. Er verstarb nach zwei Wochen und statt Milchkaffe trinkend mit der jungen Verkäuferin verbrachte er die nächsten Wochen damit seine Freundin seiner Liebe zu versichern und über einen Verlust hinwegzutrösten, der doch sie hätte trösten sollen wenn er seine Zelte längst abgebrochen hätte.

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