Tränen

Cover Foto Tränen. Mensch im Regen im Abendlicht der Stadt.

Tränen sind viel mehr
Als nur die Tropfen auf dem heißen Stein
Tränen sind der Anfang
Und das Ende vom alleine sein

Tränen sind die Chance
Und die Flucht aus der Befangenheit
Tränen wecken Ängste
Und verfluchen die Vergangenheit

Tränen sind der Schlüssel
Auf der Suche nach dem Eigenheim
Tränen sind dein Zuspruch
Und die Zuflucht in der Einsamkeit

Tränen sind die Lupe
Auf dem kleingedruckten Ich
Tränen sind die Suche
Nach der Narbe im Gesicht

Tränen bringen Farben
In die Tage ohne Licht
Tränen sind der Fahrplan
Auf der Fahrbahn ohne Sicht

Tränen sind die Sprache
Die du manchmal unterdrückst
Tränen sind die Fragen
Und die Antwort auf dein Glück

Tränen sind der Ausdruck
Deiner aufgestauten Wut
Tränen sind vergänglich
Und verlaufen in der Flut

Weiterlesen

Ambivalenz

Irgendwie doch ja
Und auch irgendwie nur nein
Irgendwie ganz sicher
Und auch irgendwie kann sein

Irgendwie dazwischen
Und dazwischen mittendrin
Irgendwie gelogen
Und auch irgendwie mit Sinn

Irgendwie ganz simpel
Und auch irgendwie komplex
Irgendwie verzaubert
Und doch irgendwie verhext

Irgendwie authentisch
Und auch irgendwie verstellt
Irgendwie die anderen
Und auch irgendwie du selbst

Irgendwie noch mehr davon
Und irgendwie genug
Irgendwie bescheuert
Und doch irgendwie auch klug

Irgendwie besessen
Und doch irgendwie auch frei
Irgendwie so treffend
Und auch irgendwie vorbei

Irgendwie am suchen
Und auch irgendwie gefunden
Irgendwie ganz oben
Und doch irgendwie auch unten

Irgendwie noch immer nicht
Und irgendwie schon längst
Irgendwie ganz anders
Und dann anders als du denkst

Weiterlesen

Tintenmillionär

Aus dem Fundament der Strophen
Stampft er Zeilen aus dem Boden
Lässt sich leiten von Geschichten
Hängt sich rein in Anekdoten

Hat das Inken nie gelernt
Ist trotzdem Tintenmillionär
Mit Schablonen aus Gedanken
Malt er Bilder auf dein Herz

Wie ein Seelenklemptner seinen Wortschatzt aufgeschraubt
Ausgesaugt
Buchstabensalat aus einer Tütensuppe aufgebraut

Alles offenbart was er zu sagen hat
Phrasenschach
Silbenkauf bei Jeopardy
Geöffnetes Vokabelfach

Er greift in seine Kiste voller Zaubertricks wie Copperfield
Catch me if you can
Er kann den Doktor und den Zocker spielen

Lyrische Gedanken fließen aus ihm raus wie Peterstaler
Kribbeln in der Hand wie Finalgon die noch am Zewa dran war

Der Tintenmillionär baut sich ein Haus aus Bahlsens ABC
Vestehst du was ich meine wenn ich sag dass er am Zeiler dreht

Der Duden hat ihn reich gemacht
Wie Hebel bei nem Wall-Street Deal
Beim ersten Satz wird klar
Dass niemand sonst so dieses Wortspiel spielt

Weiterlesen

Rotgeld-Rassler

Ziggi-Zombi, Coca-Curtis
Viele Namen für den einen
Rotgeld-Rassler an der Ecke
Dunkelgelb die Zähne scheinen

Ziggi fischt zu jeder Schicht
Mit Decke, Hut und klarem Korn
Aus großem Teich den kleinen Fisch
Er bettelt nicht, ist nie am schnorrn

Das rote Geld in seinem Hut
Ein Fegefeuer, heiße Glut
Verteufelt sei die Sammlerei
Doch niemals raubt man ihm den Mut

Mit großer Sorgfalt abgezählt
Die Münzen, stets nach Wert getrennt
Bei Gauloises die Brust gestählt
Im blauen Dunst, die Lunge brennt

Fleißig, immer fleißig weiter
Bis der Hut zu platzen droht
Drum tränkt er nun die nächste Bank
In rostig-kaltes Edelrot

Am Schalter wird er viel beäugt
Wie ein Schakal auf Beutezug
Das raue Fell leicht angebräunt
Tritt er nach vorn, mit Stolz und Hut

Die Blicke starr, weil er bald hält
Den Beutel voll mit frischem Geld
Der frische Druck, die feine Luft
Das Calvin Klein der neuen Welt

Applaus, Applaus, sie ziehen den Hut
Vor seinem Fleiß und all dem Mut
Man hat nun viel Respekt vor ihm
Nun Wer zu sein, das tut ihm gut

Doch gut ist es noch lange nicht
Das neue Leben, bald erwischt
Er sich bei seiner Gier nach mehr
Der Drang nimmt zu, der Glanz erlischt

Der Straßenduft zeigt wer er ist
Hat seinen alten Platz vermisst
Kauft Decke, Hut und klaren Korn
Schreibt auf sogleich, in roter Schrift

Ziggi-Zombi, Coca-Curtis
Viele Namen für den einen
Rotgeld-Rassler an der Ecke
Dunkelgelb die Zähne scheinen

Weiterlesen

Von vorn

Das Gewissen zerrissen
Und trotzdem nicht wissen
Wohin es ihn zieht 
Seinem Kopf gehts beschissen 

Seine Träume geklaut 
Alle Ängste durchschaut
Sie in Whiskey getränkt 
Und in Cola verstaut

So wankelt er hin
Und stolpert er her
Woher er einst kam
Weiß er längst nicht mehr 

Narkotisiert 
Und vom Leben verwirrt
In den Himmel gestarrt
Auf der Erde verirrt 

So schaut er hinauf
Und verliert dort den Blick 
Was um ihn geschiet 
Kriegt er nicht mehr mit

Am morgen erwacht
Die Sonne im Zimmer 
Hat er nun verdrängt
Das Gestern, das Immer 

Als hätte er Nachts
Das Handtuch genommen
Den Sand abgeschüttelt
Und nach all seiner Verwirrung, den Extremen, den Themen, dem Regen und vielen Problemen

– von vorne begonnen-

Weiterlesen

Ein Verwüster

Abgestumpft und ausgebrannt
Dem Seelenklempner auch bekannt
Als Junge der einst vor ihm stand
-Apathisch-

Klug geboren, immer fleißig
Ackern, schuften, bis Mitte Dreißig
Das Konto reich, die Seele geizig
-Fanatisch-

Weißes Pulver, grüner Schein
Rollen, streuen, ziehen, rein
Am Schmerz vorbei, ins Herz hinein
-Dramatisch-

Kontrollverlust und vollgepumpt
Zu viele mal, zu ungesund
Nun aufgewacht im Untergrund
-Düster-

Die Schlinge um den Hals gezogen
Alle Hoffnung nun verflogen
Für Ruhm und Protz das Ich belogen
-Jetzt büßt er-

Sein Gewissen wird zum Richter
Das Urteil zieht die Schlinge dichter
Doch kurz vor Urteilsspruch beschließt er:
-Trotzen werd ich dem Verwüster-

Weiterlesen