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Titel | : | 20.000 Meilen unter dem Yeah |
Künstler | : | Captain Gips | |
Label | : | Audiolith Records | |
Genre | : | HipHop/Rap | |
Bewertung | : | ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ☆ ☆ | 08/10 |
20.000 Meilen unter dem Yeah
Hand aufs Herz – hier kommt ein Geheimnis von mir: Ich kannte Captain Gips, bis ich vor ca. einem Monat darauf aufmerksam geworden bin, gar nicht. Trotzdem gibt es hier auf Roadeo.de mehr als nur ’nen Facebook Link zu ’nem Video von ihm. Warum? Ganz simple: Captain Gips released am 22.11.2013 seine neue Platte 20.000 Meilen unter dem Yeah. Ist jetzt erstmal nicht so Yeah. Jeden Tag released ja irgendwer irgendwo irgendwas. Das hier ist aber anders als all die anderen Yeahs – Wir durften netterweise vorab in die Platte reinhören und wollen sie euch nicht vorenthalten. Weil kurz gesagt: sie Bounced, hat Witz, Klasse und thematischen Tiefgang. Mindestens so viel wie in Jules Vernes Meisterwerk 20.000 Meilen unter dem Meer. Assoziationen mit diesem sind bewusst gewählt. Wieso? Bei Jules Verne heißt es an einer Stelle: „Ich bin kein sogenannter zivilisierter Mensch, Herr Professor. Ich bin aus gewissen Gründen mit der menschlichen Gesellschaft fertig. Ich befolge ihre Gesetze nicht mehr.“ Genau diese Einstellung sieht man auch immer wieder in den Liedern des Albums durchblitzen, was es zu einem ganz besonderen Hörgenuss macht. Aber lest am besten selbst wieso.
Das Album
Captain Gips ist seit den Anfängen der 2000 Jahren ein fester Bestandteil der Hamburger HipHop/Rap Szene. In der Zeit hat er unzählige EPs, Singles und auch Alben veröffentlicht. 20.000 Meilen unter der Yeah ist sein mittlerweile 3. Studioalbum und gleichzeitig das erste, das über sein neues Label Audiolith veröffentlicht wird. Zu diesem ist er 2010 gestoßen und es scheint so als wäre er dort auch endlich dort angekommen, wo er immer hin wollte. Vorher hat er in DIY Manier seine ersten beiden Alben selbst produziert und sogar eine Zeit lang ein eigenes Label geführt. Mittlerweile ist er dadurch aus der Hamburger Musikszene nicht mehr wegzudenken. 2013 hat er dann mit Audiolith im Rücken und in seinem eigenen Studio im Gängeviertel in Hamburg ein grandios bissiges und gleichzeitig humorvolles Album über die Gesellschaft und dem von ihm seit Beginn seiner Karriere angeführten „War on work“ erschaffen.
Die Lieder
Politische positioniert sich der Captain Gips ganz klar links. Der Gängeviertelbewohner der 1. Generation prangert in seinen Texten oft Misstände innerhalb der Gesellschaft an und ist auch mit seinem War on Work Movement ganz klar gegen den Kapitalismus. Viel lieber ist er am Strand oder relaxed in der Hängematte „Ich fühl mich wie ein Alien – bei all diesen Menschenmassen // warum schreit ihr laut nach Arbeit – warum nicht nach Hängematten“ ist nur eines der vielen Zitate, die nach Entspannung und Leben genießen schreien und nicht nach 9to5 0815 Job. Das alles wäre jetzt nicht so berauschend, wären da nicht die textlichen Qualitäten des Captain. Wortwitz, Humor und viel Ironie machen die Texte auch nach mehrmaligem Hören zu einem ganz besonderen Genuss.
Der Sound
Müssten wir den Sound des Albums in einem Satz erklären, würde dieser ungefähr so lauten: Es bounced! Coole Samples wechseln sich hin und wieder ab mit ruhigeren Melodien, aber immer ein wenig Boom Bap. New School Boom Bap sagt sein Label dazu. Wir nennen es eine Mischung aus MCFitti und der Firma mit einer Prise Gerard. Die Tracks sind meistens relativ schnell, basslastig und gehen gut nach vorne. Hin und wieder bewegt sich der Captain auch in ruhigeren Gewässern, aber auch da schwenkt dann unterschwellig eine tiefe, nach vorne gehende Bassline mit. Ja doch – es Bounced – ist wohl die beste Beschreibung.
Fazit
Captain Gips liefert mit seinem dritten Studio-Album 20.000 Meilen unter dem Yeah ein schönes, humorvolles HipHop Album ab, welches in vielerlei Hinsicht nicht ganz dem Standard entspricht und gerade das ist seine Stärke. Hin und wieder gefallen mir die Samples nicht 100% bzw. finde ich die Texte unpassend, aber das ist Geschmackssache. Wer auf textlich gut verpackte Gesellschaftskritik sowie auf schnellen Samplebeats steht ist hier aber definitiv richtig beraten. Alle anderen sollten aber dennoch mal reinhören. Das Album bounced und man ist schnell in ihm gefangen. Ich auf jeden Fall suche seit einiger Zeit eine passende Hängematte für mein Zimmer.