Das was möglicherweise wirklich wichtig ist

Sucht man Gesellschaft, sucht es sich zu zweit immer besser als alleine. Oft ist auch der Weg das Ziel. Unzählige Abende die man allein zu zweit verbringt, aneinander vorbei, suchend nach dem einen Menschen. Zwei Piloten ohne Flugzeug machen den Wingman obsolet. Wir treiben auf dem Meer ohne Hafen, aus der Karibik des ersten Kennenlernens, wieder einmal direkt in Stürme vor Kap Horn. Ich bedaure der Seenotrettungsgesellschaft nie gespendet zu haben, während ich ertrinkend meine Hände nach dir ausstrecke.

Wieso sollte ich meine Symptome schildern, wenn doch weit und breit kein Arzt in der Nähe ist. Brauche ich einen Psychiater? Oder braucht vielleicht ein Psychiater ohne Doktorarbeit mich, um ein interessantes Thema für eben diese zu finden?

Wie jeder gute Ertrinkende schlage ich in Panik um mich und stoße dich so immer wieder von mir weg, obwohl ich doch eigentlich wissen sollte das du meine Rettung bist. Ist es verrückt von mir anzunehmen das du immer wieder da sein wirst, oder ist es verrückt das du tatsächlich immer wieder da bist? Ich bin dir fast so dankbar dafür wie ich mich dafür hasse.

Es gibt wenige Menschen die mich so gut kennen, und manchmal glaube ich du kennst mich besser als ich. Denn ich wäre gegangen.

Weiterlesen

[Interview] Yogi Bignolas

Der Zufall kann eine dreckige Geliebte sein, die einen ein ums andere mal fickt. Doch von Zeit zu Zeit pflegt er auch uns aufs erstaunlichste positiv zu überraschen. Eine dieser positiven Überraschungen fand im Dezember 2012 in der Kaufbar in Braunschweig statt – eine niedliche kleine Bar mit einer fülle an Kulturveranstaltungen und einem käuflichen Interieur. Im Dezember ’12 fand in eben dieser Bar eine offene Bühne statt, auf der Jörg das Glück hatte vor dem folgenden Künstler auftreten zu dürfen, denn sonst hätte ich es mir vermutlich gleich sparen können. Nach einem rundum Gelungen Auftritt, gelang es mir dann, ganz Fanboy, die Adresse seiner Soundcloudpage zu sichern, welche dann ja auch sogleich bei Roadeo geteilt wurde.
Nach diversen Irrungen und Wirrungen, haben wir es nun geschaft die Jacobs Krönung der SingerSongWriter Szene in der Umgebung Braunschweig zu einem Interview zu bewegen. Hier also das Interview mit Yogi Bignolas.

Woher kommst du?

Aus der Stadt an der Weser – Bremen. Ich lebe aber in Braunschweig.

Wie kamst du auf deinen Künstlernamen?

Wollt ihr die ganze Story? Wirklich?!

Okay, das war so: Ich habe mal für eine Zeit in Schweden gelebt. Dort habe ich von meinen Mitbewohnern in einer ziemlich abgefahrenen WG den Spitznamen Yogi bekommen. Aufhänger dafür war wohl eine Blaubeer-Joghurt-Tüte mit der Aufschrift „Yoggi“. Damals hab ich dann viel Musik mit einem ziemlich coolen Typen aus Frankreich gemacht – Pierre Bignolas. Bei meinen ersten Aufnahmen hat der ein bisschen mitgesungen, Klavier gespielt und mir richtig gute Feedbacks zu Arrangements gegeben. Ihm habe ich wahnsinnig viel zu verdanken und deshalb bin ich Yogi Bignolas.

Seit wann machst du Musik?

Yogi Bignolas

Ich glaube, 2004 habe ich mit Gitarre angefangen. Dann hatte ich 5 Jahre lang eine super Zeit in meiner Band und diese ganze Singer-Songwriter-Sache mache ich erst so richtig seit 2011.

Wie kamst du zur Musik?

Hehe, mein Patenonkel hat mich einfach irgendwann völlig unvermittelt gefragt, ob ich Gitarre lernen will. Dann hab ich „Ja“ gesagt und Gitarre gelernt. Irgendwann davor hab ich mal in so ’ner Samba-Band eine von den großen Trommeln gespielt, die man immer mit sich rumschleppt. Da kommen bestimmt die allerersten Erfahrungen her. Auch die Zeit war sehr witzig. Aber so richtig intensiv ist es dann mit der Gitarre geworden. Alleine zu spielen, das kommt, weil wir unsere Band nach dem Abi dann leider aufgelöst haben – Der Klassiker. Ich hab dann quasi aus der Not heraus erstmal alleine weitergemacht. Mit der Entscheidung bin ich im Nachhinein aber sehr zufrieden. 😉

Welches war dein erstes Instrument? Kannst du noch weitere spielen?

Also das erste „richtige“ ist die Gitarre gewesen. Ich kann aber auch ein bisschen Bass spielen und im Schlagzeugern bin ich so gut, wie Mike Tyson im Singen. Doch auch das macht mir Spaß. Ich kann auch ganz passabel Kazzoo spielen, nur bei der Nasenflöte haperts ein bisschen. Das reißt dann aber mein Talent an den Klanghölzern wieder raus.

Du singst auf Englisch? Wieso?

Ich kenne natürlich viel mehr Deutsche Wörter als Englische. Auf Englisch bin ich damit nicht unbedingt gezwungen, Dinge großartig zu umschreiben. Das hat aber nix mit Faulheit zu tun – für’s Texten nehme ich mir immer viel Zeit. Man muss, meiner Meinung nach, echt schon viel lyrisches Talent an den Tag legen, um wirklich schöne Texte auf Deutsch zu verfassen. Ich hab das ein paar mal versucht, bin dann aber immer wieder in dieselben Muster verfallen. Das war nicht so wahnsinnig vielseitig. Außerdem wurde damals in Schweden, als das alles noch in den Kinderschuhen steckte, fast gar kein Deutsch, dafür viel Englisch und ein bisschen Schwedisch geredet. Das hat den Stil ziemlich geprägt. Unter’m Strich klappt’s auf Englisch einfach besser – das passt auch einfach besser zu mir.

IMG_3225

Wovon handeln deine Texte?

Also, wenn ich ehrlich bin, gibt’s da keine eindeutige Richtung. Ich schreibe das, worauf ich gerade Lust habe. Das kann alles sein. Es gab schon Texte über Musik, schöne Gesangsstimmen, einen Chilenischen Freund und ehemaligen Zwangsarbeiter, natüüürlich ganz viel über Liebe aber auch über’s Hintergangenwerden und über’s Nachhausekommen. Und so weiter…Also alles in allem sehr bunt, würde ich sagen.

Entstehen dann erst die Sachen an der Gitarre oder schreibst du erst die Texte?

Das werde ich ziemlich oft gefragt. Meistens entsteht zuerst alles an der Gitarre. Ich spiele häufig immer irgendwas, wenn ich die Gitarre mal in die Hand nehme. Und wenn hier und da dann mal was gut klingt, dann wird das sofort aufgenommen und ein bisschen aufgemöbelt. Dann kommt, so, wie ich mich kenne, vermutlich erstmal ’ne Weile lang gar nichts und dann irgendwann fallen mir passende Texte zum Song ein. Erst der Text, dann die Musik.. Das klappt irgendwie nicht so richtig bei mir. Nur so kleine Vierzeiler, die schön klingen, werden zu Papier gebracht. Bei mir Zuhause fliegen deshalb auch immer heftig viele Texte und Musikschnipsel rum, die einfach nur noch ’nen passenden Song suchen.

Welche Künstler (alle Richtungen nicht nur Musik) inspierieren dich?

Allen vorran stehen bei mir John Butler und Caleb Followill (das ist der Sänger von Kings of Leon). Dave Grohl natürlich auch – ich kenne keinen anderen Typen, der live so abgeht und generell wirklich alles aus sich rausholt – meine Freunde und ich nennen ihn immer Dave Gröl – natürlich nur nett gemeint. Dann wäre da noch Justin Hawkins, Sänger und Gitarrist bei The Darkness, einfach ein mega witziger Typ. Mich beeindruckt an ihm vor allem das Gesamtpaket: Tolle Ausstrahlung, gewaltiger Stimmumfang, … Und Gitarre spielen kann’er auch noch! Schauspielkünstler… Tom Hanks. Der hat die Filmbranche geprägt, da bin ich mir sicher!

img_0037_01

Auf deinem SoundCloud Profil sind ja schon einige Songs vorhanden, hast du bereits eine EP draußen? Wenn nicht, planst du eine oder spielst du eher Hobbymäßig?

Nee, aber die EP kommt bald, versprochen! Ich hätte ja vor ’nem halben Jahr nich‘ mal selber gedacht, dass sich diese ganze Singer-Songwriter-Sache so hochschaukelt – aber ich find’s cool, von mir aus kann jetzt gerne noch mehr kommen! 😉 Das Feedback ist in meinen Augen gigantisch und das motiviert mich zum weitermachen. Wie gesagt: Bald kommt noch mehr.

Welche Musik hörst du momentan rauf und runter?

Käptn Peng, Charlie Winston, Andreas Bourani, den guuten Philipp Poisel und Ewert and the two Dragons aus Estland.

Wo können wir dich das nächste Mal live sehen?

Auf dem Musikum 2013!! Und zwar am 28. Juni am Studentenwohnheim an der Schunter in Braunschweig. Ich habe die Ehre, dieses schöne Festival eröffnen zu dürfen. Um 17:00 Uhr Open Air. Da freue ich mich wahnsinnig drauf! Und am 15. Februar 2014 in Wolfsburg im Café Extrem! Das ist ja noch etwas hin, wird aber top! Dazu später mehr 😉
Außerdem lasse ich mich auch sehr gerne in und um Braunschweig auf offenen Bühnen blicken. Alles, was live passiert, wird auf jeden Fall vorher auf meiner Soundcloud- und auf meiner Facebookseite angekündigt.

soundcloud Profil
Facebook Page

Was machst du wenn du gerade nicht schreibst oder komponierst?

Ich genieße mein Studentenleben. Naja und wenn ich nicht gerade feier oder irgendwo chill, gehe ich Handball spielen oder kicken. Ansonsten treffe ich gerne meine Freunde und gehe auf Festivals (Hurricane!!) und Konzerte – alles ganz normal. Ich bin für viele Aktionen zu haben, die einem einfach das ganze Leben lang im Gedächtnis bleiben werden. Reisen, Trampen, witzige Partyaktionen, und und und. Ich lass mich da eigentlich immer selber überraschen.

Möchtest du noch irgendwas super wichtiges loswerden was wir nicht gefragt haben?

Ja:

  • Roadeo.de sollte man regelmäßig aufsuchen und loslesen.
  • Ich bin jederzeit ansprechbar – natürlich auch auf Gigs, Features und Bookings. Meine E-Mail Adresse ist yogibignolas@gmail.com
  • Danke für das Interview und Grüße an Lights Tonight, Petterson, Pierre, Jim, Bernhard, Sabine, alle meine Freunde und generell alle, die meine Musik feiern und mich dabei unterstützen! 🙂

Danke für das Interview Yogi – aber ähmm wer zahlt die 20 Kaffee?

Weiterlesen

[Review] Prinz Pi – Kompass ohne Norden

Prinz Pi - Kompass ohne Norden - Cover
Titel : Kompass ohne Norden
Interpret : Prinz Pi
Label : Keine Liebe Records
Genre : HipHop / Rap
Bewertung: : ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ ★ | 10/10

„Kompass ohne Norden“

Kompass ohne Norden. Als ich den Titel das erste mal gehört habe, war ich etwas verwirrt. Zwar hatte der Titel etwas griffiges, aber war gleichzeitig auch gedanklich nicht wirklich greifbar bzw. war es schwer sich einen Reim auf diesen zu machen. Ein Freund drückte es gut aus: Ein Kompass ohne Norden hat doch noch Osten, Süden, Westen. Erst in der heißen Phase der Promotion und den damit verbundenen Interviews für 16Bars, HipHop.de, BackspinTV oder MixeryRAW, kam so langsam Klarheit auf. Prinz Pi sieht sein nunmehr 15.(!) Studio(solo)album als den Abschlussbericht über sein erstes Lebensdrittel und den damit verbundenen Problemen wie Ziellosigkeit, Verzweiflung und dem Erfolgsdruck, die er stellvertretend für eine ganze Generation aufschreibt.

Das Album

15. Studio(solo)album also. Nur zwei Jahre nach dem Konzeptalbum Hallo Musik und Rebell ohne Grund schon wieder ein Album von Pi. Mit drei vorab veröffentlichten Singles (Unser Platz/100X/Glück) wurden wir ja schon ziemlich stark geteasert. Als ich Unser Platz zum ersten Mal gehört habe, musste ich während der Anfangsakorde sofort an Laura vom Album Rebell ohne Grund denken. Aber dann kam der Refrain und ich war irgendwo enttäuscht. Das war nicht Pi, das war irgendwas anderes. Dann kam 100x und da waren wieder nur Hipster im Video. Das war doch nicht Pi. Unsicherheit machte sich breit. Glück konnte das Gefühl etwas mäßigen, aber erst Kompass ohne Norden, der Titelsong des Albums, hat mich wieder vollkommen überzeugt. Jetzt hab ich das Album ca. sieben Mal komplett durchgehört und muss sagen: Die Lieder alleine waren seltsam, aber in der Komposition mit dem gesamten Album sind sie eine logische Weiterentwicklung von Pi und zeigen das er nicht länger nur Musiker sondern schon Künstler ist.

Prinz Pi - Kompass ohne Norden - Booklet
Prinz Pi – Kompass ohne Norden – Booklet

Die Lieder

Das Überthema des Albums ist ja die von Pi angesprochene Ziellosigkeit von jungen Erwachsenen in der Mitte oder am Ende ihre Zwanziger. Das kann man ohne Frage so stehen lassen. Die Teaser machten das ja schon ziemlich deutlich. Viel interessanter und für mich viel ausschlaggebender um die Qualität dieses Albums zu beschreiben ist die Tatsache das wir mit Kompass ohne Norden eine perfekte Sozialkritik der aktuellen Gesellschaft in den Händen halten. Sei es Mobbing während der Schule (Frühstücksclub der toten Dichter), Lebenswelten (Säulen der Gesellschaft), Hipstertum (Moderne Zeiten) oder Globalisierung (Rost). Aber bevor ich hier jetzt groß beschreibend los schreibe, lasse ich einfach Pi für sich selbst sprechen.

Die als erstes einen Busen kriegt – wird gehasst
Der Typ der immer alles weiß – wird gehasst
und die, die dort wirklich blass
die Hände um die Wasserflasche legt auf dem Tisch
hasst sich selbst so sehr, dass sie kaum etwas isst //

Der Sprecher bei der Tagesschau sitzt hier schon im siebten Jahr
Er liest das, was er lesen soll und hält seine Miene starr
Ob Attentate, Terroristen, Wahlenkrisen oder Messen
Donnerstag, in der Kantine, kochen sie sein Lieblingsessen
Da können Hungersnöte auf dem halben Erdball wüten
Seuchen im Sudan grassieren, er bestellt sich mehr Gemüse
Zu den Königsberger Klopsen, Abends wenn er schlafen geht
Flüstert er zum letzen Mal: „Sie sehen die ARD. //

Wir wünschen uns sehr, dass wir im Gestern wären
Leben nach der Formel „je retro, desto neu“
Alles ist ironisch, vintage und second hand
Ist das ein Obdachloser oder doch der letzte Trend
Das war ein Redakteur der VICE voll auf Klonopin
Gutem Meth, schlechtem Speed
Er tut, als wär es Krokodil
[…]
Koks ist so in wie nie, genau wie freier Sex
Polygam, ohne Plan, Berlin hat kein Einzelbett //

Was aussieht wie ein Kriegsschauplatz
War nur ein Fabrikhaus, das
Seine Eingeweide
Nun transplantiert nach China hat
[…]
Die Gewerkschaft die doch für euch kämpfte war der Untergang
Wenn die Flüge billig werden, freut euch das doch auch
Der große rote Drache hustet für euch Flatscreens aus seinem Bauch //

Ihr seht. Pi ist einfach eine Klasse für sich. Die Fähigkeit die einzelnen (unterschiedlichsten) Situationen so perfekt zu analysieren und dann in Lieder zu verpacken ist in der Rapszene in Deutschland für mich einmalig. In wiefern die Wiederholung von bestimmten (gezeichneten) Bildern Absicht ist, maß ich mir nicht an zu interpretieren. Aber es fällt auf, das immer wieder alte Bands, Menschen die vor Züge springen und das Rauchen erwähnt werden. Hört es euch aber am besten einfach selbst an und schreibt uns was ihr dazu denkt.

Der Sound

Prinz Pi begibt sich mit Kompass ohne Norden auf die Pfade der logischen Weiterentwicklung von Rebell ohne Grund. Auch Sound technisch. Waren auf Rebell ohne Grund nur eine wenige Lieder mit diesem Klangbild (Laura), so ist Kompass ohne Norden getränkt von hellen Tönen und getragenen Melodien. Prinz Pi beschreibt es selbst als Mischung aus den Beatles und dem Wu-Tang Clan. Die vielerorts gewünschte Rückkehr zum Prinz Porno wird, so hat er es zumindest in einem Interview erzählt, wohl erstmal nicht geschehen. Damals schrieb er einfach aus dem Bauch heraus, heute schreibt er mit dem Gedanken daran, das seine Texte von mehr als 50 Menschen gehört werden. Eventuell jedoch findet sich ja eine alte Festplatte und dann findet der Inhalt den Weg zu Youtube. Aber das sind nur Gerüchte. Von Pi gestreut. Muss man sehen. Wäre aber fett.

Fazit

„Ich blick auf eine (Musik)Szene die ausgezählt ist!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Pi 2011 von der deutschen Rapszene. Vermutlich war es eher die Überleitung zum Konzeptalbum Hallo Musik, aber ich finde der Satz passt auch auf das aktuelle Album. Die Analysefähigkeiten der Gesellschaft, der einzelenen Subkulturen (Szenen) durch Friedrich Kautz, ist so unfassbar akurat und mit Anspielungen auf die Inhalte und Trendsetter dieser gespickt, dass man einfach seinen Hut ziehen muss. Die Musikszene wurde nun endgültig vom Prinzen ausgezählt und hat hier, nach dem extrem guten Rebell ohne Grund, mit Kompass ohne Norden vermutlich das Deutsch-Rap Album unserer Generation vorgelegt bekommen. Pi hat verdient die #1 der Albumcharts erklommen.

Weiterlesen

Farewell Kevin!

Hobbys sind die Dinge die wir Menschen uns leisten wenn wir zuviel Freizeit haben. Wenn wir uns von unserem Alltag entfernen um auf andere Gedanken zu kommen. Wir treiben Sport oder gucken ihn wenn wir faul sind. Wir treffen uns mit Freunden, lesen Bücher, zocken, gucken Filme oder Serien oder wir schreiben Geschichten. Wann immer wir können, widmen wir uns unseren Hobbys, außer uns kommt unser Leben in die Quere! Denn, sein wir ehrlich, es kommt sowieso immer anders als wir denken! Manchmal kommt auch so viel, dass wir unsere Hobbys dann erst einmal hinten anstellen und uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren müssen. Aber Hobbys bleiben immer Hobbys und irgendwann können wir sie wieder ausleben. Tage und Nächte lang.

In diesem Sinne! Mach’s gut Kevin – wir sehen uns bald wieder! 😉

Weiterlesen

Dein Name in meinem Arm

Langsam nahm er auf dem Stuhl platz. Er hatte lange drüber nachgedacht. Für und Wider abgewogen. Sowas bleibt ja schließlich dauerhaft und auf dem Unterarm – da sieht man sowas auch relativ leicht. Vermutlich würde er einige Jobs nicht mehr annehmen können aber das war ihm egal. So etwas war ein Statement. Ein Lebensgefühl. Dein Name in meinem Arm. Außerdem tat er es für sie. Wie alles in dieser Beziehung war auch diese Handlung ein Liebesgeständnis seinerseits an sie.

Noch einmal tief einatmen, dann ging es auch schon los. Der erste Stich tat ziemlich weh. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht und probierte den Schmerz mit positiven Gedanken an sie zu überbrücken. Er dachte an den ersten gemeinsamen Urlaub im Süden. Wie sie beide durch die engen Gassen der Altstadt gelaufen waren, Eis aßen und gelacht haben. Über die Sprache, die Menschen und die Stadt. Am meisten aber über sich selbst. Während er sich dieser glücklichen Momente erinnerte entstand auf seinem Unterarm langsam der erste Buchstabe.

Der Schmerz war mittlerweile erträglich geworden. Oder hatte es sich dran gewöhnt und es einfach akzeptiert – wie er auch so vieles von ihr akzeptiert hatte? Er konnte es nicht sagen! während die nächsten Buchstaben entstanden, schweifte er wieder ab, dachte über sie, über ihn, über sie beide nach. Er liebte sie. Das war sicher. Aber sie hatten sich voneinander entfernt. Einfach so. Ohne es zu merken. Er wollte es mit aller Macht verhindern. Aber er konnte nicht – er wollte vermutlich aber auch einfach nicht. Es war zum verrückt werden.

So verrückt es auch war. Er musste ihr diesen Liebesbeweis erbringen. Musste ihr zeigen was sie für ihn bedeutete, was er bereit war zu tun. Damit sie endlich auch mal so für die Beziehung einstand. Wie oft hatte er sie gebeten etwas zu ändern. Auf ihn einzugehen. Aber sie konnte es nicht? wollte es nicht? es interessierte se nicht? Er konnte es nicht erklären.

Er wusste nur das er ihr seine Liebe auf eine ganz besondere Art und Weise zeigen musste. Der Schmerz half ihm dabei das nun endlich klar zu sehen. Der letzte Buchstabe ihres Namens war so gut wie fertig. Bevor er zum letzten Teil ansetzte, genehmigte er sich einen weiteren Schluck aus der offenen Whiskyflasche, wischte sich die Tränen unter den Augen weg und setzte wieder an. Seine Tränen unterlaufenden Augen verschlechterten seine Sicht, doch das war ihm egal.

Vorsichtig setzte er an, drückte die Spitze leicht in die pulsierende blutüberströmte Haut seines linken Unterarms und begann den letzten Strich zu ziehen. Irgendetwas in ihm zwang ihn dazu immer fester zu drücken. Durch die Haut in das Fleisch seines Armes hinein drückte er die Spitze immer tiefer. Der Schmerz war höllisch und himmlisch zu gleich. Er konnte es nicht lassen, er zog den Strich weiter und weiter bis er einen Nerv traf, abrutschte und sich die Pulsader kurz vor der linken Hand auf einer Länge von drei Zentimetern glatt Aufschnitt.

Vor Schreck ließ er das Messer fallen und schaute wie erstart auf die pulsierenden Blutströme aus seinem Unterarm. Bevor er überhaupt daran denken konnte auf irgendeine Art und Weise Hilfe zu rufen, wurde ihm Schwarz vor Augen und er fiel klatschend in sein eigens Blut. Der letzte Gedanke den er fassen konnte war die Erkenntnis, das seelischer Schmerz nicht durch körperlichen ausgeglichen werden konnte.

Der Welt würde er diese Erkenntnis nie mitteilen können.

Weiterlesen

Hamsterräder

Ich sehe sie nicht, ich laufe gegen Wände, die ich mir durch das Streben nach schnellem Fortkommen selbst erschaffe. Sie spornen mich dazu an schneller zu werden, sie zwingen mich dazu, und wenn ich irgendwann meinem eigenen Tempo nicht mehr gerecht werde, dann spucken sie mich aus.

Ich breche die Brücken ab die hinter mir liegen, in der Hoffnung das mir die Geister die ich rief nicht mehr folgen könnten. Ein Irrglaube, wo sie doch wissen wo ich sein werde noch bevor ich meine Schritte gesetzt habe. Wem der Schalk im Nacken sitzt der hat sein Päckchen zu tragen und es trägt schwerer als man vermuten könnte, wo der unbeschwerte Humor doch Leichtigkeit verspricht.

Die Landschaft um mich herum verändert sich, doch die Perspektive bleibt stets dieselbe. Ich blicke zum Horizont der mir die Freiheit verspricht, die ich doch auf meiner Flucht längst genieße.  Aber Stillstand ist Rückschritt, weshalb ich stets in Bewegung bleibe und mich auf meinem Lauf, bei dem mich weder Ochs noch Esel aufhalten können, versuche an den Sternen zu orientieren um bloß nicht von meinem Kurs abzukommen. Doch wie uns schon Christoph Columbus lehrte liegen die größten Entdeckungen oft in völliger Orientierungslosigkeit und die sichersten Pläne kollidieren mit Eisbergen und sinken.

Folgerichtig beschließe ich am Tag weiterzuwandern und mich nach jeder Pause fünfmal um die eigene Achse zu drehen.

Torkelnd und mit einem latenten Brechreiz kämpfend betrete ich ein Dorf, welches am Rand des Meeres liegt und daher einen Wendepunkt meiner Reise markiert, was in diesem Sinne nicht im übertragenen Sinne zu verstehen ist. Ich musste umdrehen. Natürlich dachte ich daran hier länger zu verweilen, allerdings sollte sich die Konversation als ausgesprochen schwierig herausstellen, da mir meine rudimentären Sprachkenntnisse keine Türen zu öffnen vermochten.

War das Suchen nach den richtigen Dingen der falsche Ansatz gewesen, war das ziellos umherwandern noch nicht konsequent genug gewesen, muss man nicht vielleicht nach den falschen Dingen suchen um die richtigen Dinge zu finden. Aber ist es mir noch möglich die richtigen Dinge als die Richtigen zu erkennen, wenn ich doch nicht erwarte sie zu finden? Sieht Südamerika dann nicht auf einmal so aus wie Indien? Oder halte ich am Ende vielleicht sogar Indien für einen Eisberg und weiche ihm aus?

Renne ich am Ende so oft am Glück vorbei weil ich dachte ich müsste davor weglaufen um es zu finden, dass ich es am Ende wirklich schaffe wegzulaufen?

Weiterlesen