Es tut mir leid

Langsam und behutsam um ja kein Geräusch zu verursachen tastete er sich auf der alten Kellertreppe voran. In den Händen balancierte er ca. 15 Geschenke. Die ganze letzte Woche war er unter Ausreden wie z.B. länger arbeiten zu müssen, etwas mit den Jungs zu unternehmen oder einfach beim Sport zu sein, in die Stadt gefahren und hatte all die Dinge gekauft von denen er (noch) wusste das sie sich darüber freuen würde. Natürlich war im klar, dass das letzten Endes viel zu übertrieben war, immerhin waren es nur ihr Jahrestag. Aber die letzten Monate hatten ihren Spuren am Fundament der Beziehung hinterlassen.

Immer wieder hatten sie sich in die Haare bekommen. Hatten sich angeschrien, Tage lang nicht miteinander geredet, in getrennten Zimmern geschlafen und Sachen durch die Gegend geworfen. Allerdings hatten sie sich auch immer wieder zusammengerafft und die letzten Wochen waren wie der Beginn einer neuen Beziehung gewesen. Sie hatten wieder zusammen rumgealbert, waren im Kino, im Zoo, Eis essen und haben auf ausgedehnten Spaziergängen viel über ihre gemeinsame Zukunft gesprochen.

Das Licht im Haus war bereits ausgewesen als er die Kellertür aufgeschlossen hatte. Da sie heute nicht mehr mit ihm gerecht haben konnte, er war ihrer Meinung nach auf Geschäftsreise am anderen Ende des Landes, lag sie wohl schon im Bett. Gerade deshalb war er so spät gekommen, damit er in aller Ruhe die Geschenke im Wohnzimmer aufbauen konnte. Liebevoll machte er sich an die Arbeit. Die größeren nach hinten, die kleinen nach vorne. Er baute die Geschenke wie ein Amphitheater auf, in dessen Mitte ein riesen großes Plüschherz lag, bedeckte alles mit Rosenblättern und beschloss spontan die Überraschung vor zu ziehen.

Eigentlich hatte er vorgehabt auf dem Sofa zu schlafen und sie am nächsten Morgen komplett zu Überraschen, aber da er die Vorfreude über ihre Freude nicht mehr aushalten konnte, holte er noch schnell einige Kerzen aus dem Schrank und stellte sie ebenfalls in das Amphitheater. Danach ging er in Richtung Schlafzimmer. Ohne Licht an zu machen, ging er auf Zehenspitzen, um sie nicht zu wecken, durch den ihm seit nun mehr drei Jahren wohl vertrauten, stockdunkelen Raum zu Ihrem Nachttisch.

Als er das Licht anmachte, hatte sie ihm wie so oft in ihrer Beziehung die Worte vorweg genommen. Auf ihrem Kissen lag nicht ihr Kopf sondern nur eine Brief mit den Worten: Es tut mir leid!

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